Ja wunderbar. Büdingen, eine der schönsten und mittelalterlichsten Städte wohl in ganz Deutschland. Und darauf sind sie alle stolz und tun natürlich alles dafür, dass es auch so bleibt. Sie, die Verantwortlichen der zahlreichen Ausschüsse und Vereine und wer auch immer in Büdingens politischer und vor allem Geschäftswelt das Sagen hat.
Und so bietet sich den zahlreich nach Büdingen strömenden Besuchern ein wirklich märchenhaftes und in vergangene Zeiten versetzendes Bild.
Neben dem schon vor langer Zeit mal erwähntem architektonisch glänzendem Parkhaus gibt es nun noch in Stadtmitte das neue Gebäude des Bodenmanagements. Eine wahre Bereicherung für das mittelalterliche Flair dieser wunderschönen Stadt. Quadratisch, praktisch, gut in Fertigbauweise und jede Menge Beamte, die in einer der zahlreichen Büdinger Bäckereien ihre Brötchen zum wohlverdienten Frühstück kaufen können.
Wobei ich nicht weiss, ob die Fertigbauweise im Mittelalter schon bekannt war.
Das Parkhaus steht übrigens immer noch leer bis auf die wenigen Außerirdischen, die sich zufällig mal hierein verirren.
Trotz so vieler neuer Beamte mit wunderschönen Autos, trotz Anfragen einheimischer Firmen zwecks Unterstellung der Wagen von Angestellten.
Aber der Betreiber schätzt wohl das Flair leerstehender Parkflächen zu sehr, als dass er die Preise für Dauerparker ermäßigen würde. So freuen sich denn die Skater, obwohl selbst die das Parkhaus inzwischen wohl meiden.
Aber das eigentlich Erfreuliche ist nunmehr die Schließung des einzigen Büdinger Kaufhauses genannt der "Joh".
Endlich ist es soweit: Ganz Büdingen gehört den kleinen und kleinsten Einzelhandelsgeschäften.
Endlich zieht das Mittelalter völlig und komplett in Büdingen ein.
Wunderschöne gepflasterte Gassen, der Lärm klagender Geschäftsleute erfüllt die Luft und es ist einfach schön. Mittelalterlich eben.
Schade, das die Büdinger Stadtmauer nicht ganz Büdingen umschließt, sonst könnte man die Stadt wie zu Zeiten des Adels komplett verschließen.
Nicht um die wenigen Einkaufssüchtigen von Außerhalb fernzuhalten.
Nein, vielmehr um die Büdinger daran zu hindern, ihr Geld in die Nachbargemeinden zu bringen.
Wie hörte ich letztens eine eingesessene Büdingerin sagen " Es tut mir ja weh, denn ich kaufe generell alles in Büdingen ein, um meine Heimatstadt zu fördern. Aber ich brauchte einen neuen Drucker und die aus dem Büdinger Angebot sagten mir nicht zu. Alle beide nicht"
Das könnte jetzt für diese Dame noch schwieriger werden, obwohl das Angebot des letzten Kaufhausriesen in Büdingen eh´ nicht mehr so berauschend war. Die Technikabteilung drastisch reduziert, die Abteilung Kleidung auf Fashion getrimmt - war wohl nichts. Aber trotzdem. Manche werden ihn vielleicht doch vermissen. Den "guten, alten Joh".
Wie auch immer. Die Alteingesessenen Büdinger Geschäftsleute wird es freuen. Büdingen gehört jetzt wieder ihnen und ist jetzt endgültig wirklich mittelalterlich.
Aber hungern muss in Büdingen niemand.
Wenngleich es an Möglichkeiten zum umfassenden Einkaufsbummel auch fehlt.
Discounter und Lebensmittelgeschäfte gibt es hier in Hülle und Fülle. Und die Idee, statt des Gemischtwarenladens Joh dort im Zentrum einen Lebensmitteldiscounter unterzubringen, erfüllt mich mit Freude. Ich liebe es, durch die zahllosen Lebensmittelabteilungen Büdingens zu flanieren. Bin gespannt, wann auch hier -in der letzen neuzeitlichen Bastion Büdingens- auch endlich das Mittelalter einzieht. Mit warmem Met, Brei und Grütze.
Donnerstag, Mai 21, 2009
Mittelalterliches Büdingen
Eingestellt von Dietmar um 8:14 AM
Labels: Büdingen - Meinung und Satire
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen