Bestimmt ist es ihnen schon mal aufgefallen: Jeder, allen voran die Politik, spricht davon, dass überflüsige Gesetze abgeschafft, das Steuersystem vereinfacht und ganz allgemein der deutsche Bürokratismus minimiert werden soll.
So 100%ig hat das bisher noch nicht geklappt.
Ein neues Beispiel aus der Versicherungsbranche wurde mir Heute offenbart.
Das ist jetzt nicht unbedingt neu, viele Direktversicherer handhaben es wohl schon sehr lange so. Doch inzwischen haben wohl die meisten Versicherer diese klitzekleine weitere Stufe auf dem Weg in den Bürokratenhimmel erbaut.
Stellen sie sich vor, sie wollen ihr Auto versichern. Nagelneu, noch kratzerfrei steht es vor dem Versicherungsbüro und der Versicherungsvertreter fragt sie dann ganz nebenbei:
"Wer wird denn mit dem Auto fahren?"
Klingt erstmal simpel. Natürlich ich.
Doch hinter dieser scheinbar harmlosen Frage steckt ein neues tückisches Detail bei vielen Versicherern.
Wenn nämlich denn dann irgendwann eventuell mal jemand anderes das Auto fahren sollte, droht die Versicherung mit Strafzahlungen, Regessforderungen und Versicherungsverlust. Sofern durch einen Unfall z.B. dieser Verstoß gegen die Anmeldepflicht weiterer Fahrer o.g. Autos bekannt wird.
Also heißt es mal im Kopf die Liste der evtl. regelmäßigen Fahrer durchzugehen und diese anzugeben. Jetzt stellen sie sich die typische Großfamilie mancher Nation vor!
Das sprengt dann ganz schnell den auf dem Formular bereitgestellten Platz. Und wird evtl. auch teuer.
Und wenn die Tochter in ein paar Monaten mit stolzgeschwellter Brust die ersten Runden mit Papis Auto drehen darf und er zitternd und schweißüberströmt auf dem Beifahrersitz hin und her rutscht, könnte ihm kurz vor dem Aufprall durch den Kopf schießen:
"Sch...., ich habe den neuen Fahrer nicht in die Fahrerliste bei der Versicherung eintragen lassen" Das war´s dann.
Mal ganz ehrlich: Haben sie ihre Kinder nachträglich bei der Versicherung als möglichen Fahrer ihres Autos angemeldet? Oder Opa, der ´zwar seinen eigenen Mercedes mit Wackeldackel auf der Hutablage verschrottet hat, aber regelmäßig ihre Kinder mit ihrem Auto in die Schule fährt?
Was ist eigentlich, wenn ihre neue Herzklappe sie im Stich lässt und der Nachbar sie schnell mit ihrem Auto (weil seines gerade unerlaubterweise vom Schwager, dessen Auto sich sein ebenfalls nicht angemeldeter Enkel ausgeliehen hat, gebraucht wird) ins Krankenhaus fährt?
Na gut, da wird die Versicherung wohl ein Auge zudrücken, wenn es denn dann genau in diesem Moment zum Crash kommt. Hoffe ich doch.
Um alle Eventualitäten auszuschließen sollten sie vielleicht doch noch eiligst ihren Versicherungsvertreter anrufen und ihm das mit dem Notfall, dem bevorstehenden Exitus und dem ausgeliehenen Auto des Nachbarn kurz mit letzter Kraft ins Handy hauchen. Sicher ist sicher.
Oder natürlich sie rufen gleich den Notarzt. Der hoffentlich auch auf der Fahrerliste des Roten Kreuzes steht. Sie wollen doch nicht von so einem Kriminellen behandelt werden, der wissentlich die Versicherung hintergeht.
Also: Ist jetzt nicht tragisch, könnte man sagen. Und für den typischen getunten und aufgemotzten nur-ich-und-sonst-keiner-GTI-Fahrer eh´kein Problem.
Aber wie es Heute morgen im Fernsehen so treffend gesagt wurde.
Auch früher gab es Bürokratie, mussten Entscheidungen gefällt und Termine vorgemerkt werden. Doch was die Sache Heutzutage so wahnsinnig (kompliziert) und stressig macht, ist die schiere Masse der zu fällenden Entscheidungen in kurzer Zeit, der zu merkenden Termine und bekanntzumachenden Veränderungen.
Welche der 34 Konfitürensorten nehme ich?
Ist mein Internetprovider wirklich der Beste von den 74 möglichen?
Telekom, Vorvorwahl,Internettelefonie,Festnetz oder doch nur Handy?
Abwrackprämie oder nicht?
Die 12 Angebote der verschiedenen Stromanbieter vergleichen.
Welche Krankenkasse? IKK,BKK,AOK,DAK,BEK oder ???.
Kabel, Sat oder Digital? Oder doch besser alles?
Speichern auf Festplatte,Stick,Chip,DVD,CD....
Gas,Strom,Wärmepumpe,Solar,Atom- oder Ökostrom oder doch ganz öko nur Kerzenlicht?
Die Kleine ins Ballet fahren, die Große zum Baketball, den Befreiungsantrag bei Omas Krankenkasse stellen, Opa bei der KFZ-Versicherung nachmelden, die bis zum 30ten 10%-Rabatt-Aktion nicht vergessen .....
Die moderne Welt erleichtert uns schon das Leben, aber einfacher ist es nicht geworden.
Freitag, Mai 08, 2009
Deutscher Buerokratismus
Eingestellt von Dietmar um 7:59 AM
Labels: Bürokratie
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