Mittwoch, April 29, 2009

Bericht zur Lage der Schulnation

Nachfolgend ein Bericht von Freddy Kakerlak, der Schulkakerlake.
Der Bericht liegt schon ein paar Wochen in der Schublade, seltsamerweise spielt das keine Rolle. Irgendwie bleiben die Probleme im Schulsystem die gleichen. Es ändert sich nichts. Zumindest nichts wesentliches.


Freddy Kakerlak - Bericht zur Lage der SCHULNATION

Nachdem Pisa I und II, die Bankenkrise, die Ypsilantikrise und andere hinter oder noch vor uns liegen beschäftigen wir uns doch mal mit einer Krise, die nicht ganz so stark im öffentlichen Rampenlicht erscheint. Der Schulkrise. Das Schüler in der Schule ständig die Krise kriegen ist klar, aber auch sonst läuft in unserem Schulsystem auch nicht alles optimal.

Es ist nichts wirklich neues, dass es in unserem Schulsystem an allem mangelt. Außer hier und da an von den Wänden bröckelndem Putz oder asbestverseuchten Wänden.
Mal unabhängig von der präferierten Schulform gilt übergreifend:
Es fehlt an "qualifizierten" Lehrern, Schulmitteln und die Klassen sind immer noch zu groß. Der Unterricht ist immer noch der gute alte Frontaluntericht aus den Zeiten der Waltons und die Inhalte sind ebenso veraltet wie die Unterichtsmittel.

Sind das jetzt wirklich die gleichen alten Vorurteile gegenüber einer staatlichen Institution oder hat das System Schule wirklich den Fortschritt verpennt?

Jetzt gibt es natürlich kluge Köpfe, die behaupten:
"Es sind keine Haushaltsmittel da für eine umfassende Schulreform, neue (besser und kindgerechter ausgebildete) Lehrer, moderne Unterrichtsmaterialien und Schulen. Unser Schulsystem ist immer noch eines der besten. Und wir dürfen keinen Schuldenberg aufbauen, den dann spätere Generationen bezahlen müssen."

Gut, mag alles stimmen. Doch welchen Stellenwert hat ein zeitgerechtes Schulsystem in unserer Gesellschaft (nötig) ?
Deutschland ist eine exportabhängige Nation ohne natürliche oder günstig erreichbare Rohstoffe. Wir sind angewiesen auf die schöpferische Kraft unserer Gedanken. Erfindungen, Patente, Qualitätsarbeit und Kreativität sind unsere einzigen und grundlegenden Rohstoffe, auf denen unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem aufbaut.
Deutschland ohne qualifizierte (Aus)Bildung ist wie Saudi-Arabien ohne Ölvorräte.
Und so muss es doch nachdenklich stimmen, wenn die deutsche Wirtschaft Informatiker und Ingenieure aus Entwicklungsländern anfordert, Handwerkspräsidenten auf die Idee kommen, tschechische, polnische oder rumänische Jugendliche für eine Lehre in Deutschland anzuwerben und wenn deutsche Fachkräfte ins Ausland auswandern.
Da ist der Herr Ackermann wohl einer der wenigen, die es umgekehrt gemacht haben.

Versiegt die geistige Quelle, das deutsche Öl? Was dann?
Und trotzdem! Obwohl der existenzielle Kern unserer deutschen Gesellschaft in Auflösung begriffen ist, wird im Bildungsbereich gespart oder zumindest nur zögerlich investiert.
Jede Million, investiert in Bildung und auch Forschung muss in mühseligen, monatelangen Prozessen dem Finanz-/Wirtschaftsminister abgetrotzt werden.

Gleichwohl schnürrt die Koalition angesichts der Bankenkrise innerhalb weniger Tage ein 500.000.000.000€ Hilfspaket. Soll die schwankende Automobilindustrie mit weiteren Milliarden unterstützt werden. Wird ein Milliardenschweres Konjunkturpaket nach dem anderen geschnürt.

Das ist nicht jedem verständlich.
Jeder Euro, sinnvoll investiert in Bildung, Erziehung und Forschung ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft. Es scheint doch im Notfall genügend Geld zur Verfügung zu stehen. Es müssten ja nicht unbedingt 500Milliarden sein.
Doch ein marodes und antiquiertes Schulsystem scheint wohl eines umfassenden Krisenpaketes nicht würdig. Das ist ungefähr so, als würde Saudi-Arabien seine Förderanlagen verrotten lassen. Nicht vorstellbar, doch in Deutschland traurige Realität.

Deutschland Schulden- und Bildungsfrei?
Ersteres ist inzwischen Utopie geworden, am zweiten Punkt wird fleissig gearbeitet.

Und natürlich schreit da so mancher laut auf und berichtet von neu eingestellten Lehrern und weniger Stundenausfall.
Aber das ist nicht der Kern. Weniger Stundenausfall bringt nichts, wenn Aushilfskräfte oder fachfremde Lehrer die Vertretungsstunden mit den Schülern verplempern. Wenn nicht der Unterrichtsinhalt moderner und an unsere Gesellschaft angepasst vermittelt wird. Wenn Lehrer weiterhin zwar fachliche Experten sind, aber nie gelernt haben, Inhalte auch Kinder/Jugendlichengerecht zu vermitteln.
Wenn Kinder lernen, wie lange der Dreissigjährige Krieg gedauert hat, aber später von einem provisionsabhängigen AWDler die moderne Finanzwelt erklärt bekommen.
Gibt es wirklich keine Möglichkeit, Kinder zum Lernen zu motivieren statt zu zwingen?
Warum schreit die Wirtschaft nach teamfähigen Mitarbeitern, während die Schule Einzelkämpfer heranzieht? Wo bleibt die Praxisnähe der Schulausbildung?


Irgendwie habe ich das Gefühl, unser Schulsystem bleibt Flickwerk.
Des Deutschen liebstes Kind ist eben sein Auto und nicht die Schule.


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