Mittwoch, September 17, 2008

Seifenblasenkapitalismus

Nimmersatt. Photo Fotolia Zum Thema Lehman-Brothers,AIG,Bankenkrise.
Du liebe Güte. Wie soll ich da jetzt die Schlagworte textlich unterbringen, die mir so durch den Kopf gehen.
Schadenfreude, Raubtierkapitalismus, Peanuts, Hiroshima, Terrorismus, Globalisierung, Raffgier, Größenwahn, Seifenblasen, Bankenaufsicht, Segeln...
Versuchen wir es mal.


Zunächst.
Hier an diesem verschwiegenen,einsamen Ort darf es ja mal gesagt werden: Insgeheim kommt Schadenfreude auf,wenn mal wieder eine dieser riesigen Seifenblasen großkapitalistischer Prägung platzt. Treiben doch der Größenwahn und die Raffgier in unserer heutigen Gesellschaft seltsame Blüten.
Längst reicht es nicht mehr, nur schwarze Zahlen zu schreiben. Wachstum muss mindestens im zweistelligen Bereich erfolgen, Vermögen sich vermehren wie die Karnickel.

Schneller, immer schneller und risikoreicher. Nur die Spitze zählt, immer weiter nach oben. Die Gier treibt den Menschen und den (Investment)Banker.So wird uns eingetrichtert, die Welt liefe rückwärts, wenn wir einen kleinen Moment der Besinnung innehielten.

Von Rauptierkapitalismus spricht Helmut Schmidt. Da werden Waren gehandelt die keiner will, die es nicht gibt. Mit Kapital, das es nie geben wird.
Da werden Rohstoffpreise und Währungen künstlich manipuliert, Finanzkonstrukte aufgebaut, die kein Normalsterblicher in ihrer Komplexität durchschaut. Mit Grundnahrungsmitteln spekuliert, während in Äthiopien die Kinder verhungern.

Da werden faule Kredite des kurzfristigen Gewinnes wegen gewährt und um das Risiko abzugeben, deren Rechte an Dritte paketweise weiterverkauft.
Doch irgendwann platzt die schönste, schillernste Seifenblase.
Und vielleicht ist in diesen trüben Tagen so mancher froh, dass er sein Schicksal nicht dem angestellten Vermögensberater überlassen hat, sondern dem alten, treuen Sparbuch.

Errinnern sie sich noch an die Schneider-Affaire der Deutschen Bank? Peanuts, die paar Millionen. Wenn auch nicht für die betroffenen Handwerksfirmen.
Bei der Societe´ Generale verzockte ein einzelner Banker wenigstens schon ein paar Milliarden.

Doch nur die so hochgelobte Globalisierung, die Schaffung riesiger, die gesamte Finanzwelt spinnwebengleich überziehender Imperien kann die Fundamente der Weltwirtschaft wirklich erschüttern. Sofern sie wie hier geschehen auf sandigem Boden erschaffen werden.
Bei Lehman-Brothers und AIG, und dass sind nur die momentan bekanntesten, sind es immerhin schon 3stellige Milliardenbeträge.
Ist diese Krise jetzt schon das Hiroshima der Weltfinanzwirtschaft oder lauert da noch größeres Unheil in den Tiefen der Finanzkonstrukte?
Sind 60 FED-Milliarden allein für die AIG immer noch Peanuts?

Bei allem taucht auch die Frage auf, warum wie so oft die Bankenaufsicht völlig versagt.
Warum bleiben in Zeiten des gläsernen Menschen, der Massendatenspeicherung und der völligen Überwachung die Transaktionen auf dem so wichtigen Finanzmarkt undurchschaubar.

Auch glaube ich, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Terrorismus die Stunde der Gunst und die Anfälligkeit des globalen Finanznetzes erkennen wird.
Doch vielleicht muss AlQuaida einfach nur warten. Während sich BinLaden in seiner kuscheligen Höhlenwohnung entspannt zurücklehnt, erledigen amerikanische Top-Manager seinen Job.

Terroristen und Topmanager haben ja scheinbar grundsätzliche Gemeinsamkeiten.
Wie sagte ein Lehman-Brothers-Mitarbeiter so treffend im Fernsehen:
"Die Zahl der Segeltörns wird jetzt zunehmen."

Ja, der Terrorist kommt hinterher in den Himmel zu seinen Jungfrauen.
Der Topmanager nimmt seine Bonifikation für herausragende Leistungen und geht mit der Geliebten Segeln.
Und wer zahlt die Zeche:
Der brave Steuerzahler.
Jedem, was er verdient. Nicht wahr.

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