Uuuuooooaaaahhh...,kennen sie dieses Gefühl?
In einer stinknormalen Alltagssituation. Ohne jede Vorwarnung, aus dem trüben Dunkel des Nichts hervortretend, überkommt es sie.
Die Nackenhaare sträuben sich, ihre Fingerspitzen zittern, brennen und kribbeln, ihr Blutdruck erreicht nie gekannte Höhen. Heißer, stinkiger Atem gleitet wie der Hauch des Bösen von Hinten über ihren Nacken. Doch sie trauen sich nicht, ihm in die Augen zu schauen und erstarren.
OK, wenn ihr Hintermann bei Lidl an der Kasse schon frühmorgens mit Bier gurgelt ist das die eine Sache. Aber wenn sie das unbestimmte aber berechtigte Gefühl überkommt, von Kameras und Spitzeln umgeben zu sein, die jeden ihrer Schritte akribisch aufzeichnen, eine ganz andere. Da wird es zur fingerakrobatischen Meisterleistung, seine Pin so ein zu tippen, dass von keiner Seite eine Kamera ihren Geheimcode erfassen kann.
„Kann mein Kind mal ihr Klo benutzen“ wird da zur absoluten Gewissenfrage. Wie weit darf unsere Gesellschaft gehen, wo liegen die Grenzen der Persönlichkeitsverletzung, wenn unbemerkt in öffentlichen und nichtöffentlichen Räumen Kameras installiert werden dürfen.
Das Mindeste wäre doch ein Warnschild: „Vorsicht Kamera, Big Brother Lidl is watching you“
Aus der Heute-Redaktion:Sendepause bei Lidl
Dabei lauert hier ja nur die Spitze eines Eisberges, der zu 95% unter der nicht sichtbaren Oberfläche liegt.
Uraltbeispiel Sony. Hatte unbemerkt und illegal über seinen Player einen Rootkit eingeschleust. Cookies, Viren, Spybots, Rootkits – Wer weiß inzwischen noch, welches Ungeziefer sich auf seiner Festplatte tummelt.
Ich kann mich noch an die erste DSL-Installierung erinnern. Als stolzes neues Mitglied der Milliarden-Gemeinde musste ich tatenlos mit ansehen, wie mein PC plötzlich selbsttätig ohne mein Zutun online ging. Die ersten Tage waren geprägt von Horrorversionen zerstörter Festplatten, gelöschter Konten und ähnlichem. Jedes Knacksen im Telefon trieb mir den Schweiß aus den Poren.
Wer würde jetzt meine geheimsten Geheimnisse mitschneiden. MI5, CIA, AlQuaida oder das Babyfone des Nachbarn?
Warum werden eigentlich solche Eingriffe in die Privatsphäre schnell unter den Tisch gekehrt? Jeder der einem Beamten mal wutentbrannt den Vogel zeigt, muss um seine Freiheit zittern. Massive Eingriffe in die Privatsphäre bleiben ungesühnt. Erinnert mich irgendwie an Zumwinckel, Mannesmann und Co. Die großen Sünden verzeiht man leichter.
Jeder Gästebucheintrag, jeder Kommentar im WWW bleibt über Jahrzehnte gespeichert. Wer Heute Fotos von der letzten Abi-Party ins Internet stellt, kriegt Morgen Probleme bei der Jobsuche.
Allzu leichtfertig gehen vor allem Kinder mit ihren Daten im Internet um.
George Orwells Visionen sind längst Wirklichkeit geworden, wenn auch auf subtilere und akzeptierte Art.
Doch irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl, auch als Nicht-Mafia-Mitglied. Wenn demnächst überall Kameras unbemerkt lauern, jedes Auto einen Chip bekommt, jede Katze und jedes Kind dann mag das ja der Sicherheit dienen. Aber die Gefahren des Datenmissbrauchs sind enorm.
Deswegen: Augen auf im Datenverkehr.
Sonntag, April 06, 2008
Der heiße Atem des Datenteufels
Eingestellt von Dietmar um 5:43 AM
Labels: Einsichten und Ansichten
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