Seit dem 27.03.2008 wissen wir es ganz genau.
Der Mensch ist 14 Millionen Euro wert. Zumindest der Mensch Ackermann.
Und zwar jeden einzelnen Cent!!
Aber wie viel wert ist die 13 jährige afrikanische Vollwaise, deren Eltern von sudanesischen Kindersoldaten erschossen wurden, und die ihre beiden kleinen Brüder auf dem Straßenstrich ernähren muss?
Wie viel waren und sind die IKB-Manager und ihre Kollegen wert und wer bezahlt ihren horrenden Wertverlust? Ganz zu schweigen von den vielen wertvollen Mitgliedern unserer Gesellschaft, die ihren wahren Wert verschämt und unauffällig im Glauben an die Maßlosigkeit als erstrebenswertes Ziel in Lichtenstein verstecken.
Höheres Wesen mit 4 Buchstaben: G . . . .
Und nun: Götterdämmerung weltweit mit geschätzten 800 Milliarden verbrannten Dollars.
Und wie viel ist ein Religionsunterricht wert, der sich einseitig mit Vergangenheit und jüdischem Brauchtum jahrelang beschäftigt, aber andere Religionen und aktuelle Themen wie Gewalt, Fremdenhass und menschliche Wertsysteme ausklammert?
Wie hoch ist der Wert einer Klassenfahrt, deren primäres Ziel nicht die Stärkung des pubertierenden Klassenverbandes ist, sondern einzig und allein die studienmäßige Visite antiker Bauten?
Welchen Stellenwert hat der Hexenhammer in der aktuellen vatikanischen Ausbildung zum geprüften Exorzisten? Glücklicherweise wohl keinen für die deutsche Bischoffskonferenz.
Welchen Maßstab legt unsere Gesellschaft an, wenn ein Banker Blankfein 100 Millionen Dollar in einem Jahr verdient? Was gibt er unserer Gesellschaft, welches Erbe hinterlässt er ihr, dass er so viel Wertschätzung wert ist? Ist er wirklich millionenfach wertvoller als verhungernde Straßenkinder in den Dritteweltländern? Millionenfach wertvoller als Behinderte in unserer Nachbarschaft?
Viel wertvoller als die Rentnerin, deren Mann im Krieg erschossen wurde, ihre 3 Kinder entbehrungsvoll durch die Nachkriegszeiten bringen musste, nun dafür 545,25Eur Rente erhält und sich den Vorwurf gefallen lassen muss, auf Kosten unserer heutigen Jugend wie die Made im Speck zu leben?
Wie viel wert ist ein Kind, dass in kindlicher Unschuld sinnlos und nicht in gewinnbringender Absicht herumtollt, hilfsbereit und einfühlsam ist, sein Pausenbrot wie einst St.Martin teilt, aber von unserer Gesellschaft als schulischer Totalversager eingestuft wird?
Ein nutzloses, wertloses Individuum, das sich erdreistet, noch nicht mit 17 Lenzen kapitalbringendes, zahlendes Mitglied unseres Sozialstaates zu sein. So wie eben jene IKB-Banker.
Wer maßt sich an zu beurteilen und festzulegen, wie viel ein Mensch wert ist?
Kann und darf es sein, dass Menschen und Gesellschaften auf Zahlen, Rennlisten und Wertetabellen reduziert werden? Dass nicht mehr der natürliche Menschenverstand, unser einst selbstverständliches Gefühl für gesellschaftliche Werte, Moralvorstellungen und Ethik den Wert eines Menschen festlegt, sondern die monetäre Messlatte einer selbsternannten geistigen Oberschicht?
Ist es überhaupt sinnvoll, alles und jeden in Statistiken und Wertetabellen zu pressen?
Glücklicherweise gibt es doch noch menschliche Werte, die einem inneren Empfinden entspringen, die nicht in Worte fassbar sind. Ein unbestimmtes Bauchgefühl, ein unbewusstes Empfinden für wahr und unwahr, für wichtig und unwichtig, für die wirklichen Werte. Etwas das nicht wissenschaftlich erklärbar ist und doch in unserem Inneren schlummert. Vielleicht ein universelles, kosmisches Bewusstsein, eine göttliche Eingebung, über Generationen vererbt und weitergegeben. Oder einfacher: Der gesunde Menschenverstand.
Warum orientiert sich eine grundlegend anders strukturierte indische Gesellschaft immer stärker an westlichen Werten, während westliche Gesellschaften krampfhaft und organisiert versuchen, fernöstliche Mentalität – zumindest in der Mittagspause – zu verinnerlichen?
Erkennen wir etwa voller Scham, aus einem Gefühl der Übersättigung oder zwangsweise aus der Armut heraus, dass schnöder Mammon nicht alleine Sinn und Zweck unserer Daseinberechtigung sein kann?
Und wie viel ist dieser Artikel wert? Zumal er von den wirklich wertvollen Mitgliedern unserer Gesellschaft ja nicht gelesen werden wird. Die lesen ja lieber Wertetabellen, Personallisten, Produktionslisten und Statistiken.
Ist ein so provozierender Artikel voller Fragen und ohne Antworten dem Leser wenigstens mal einen Kommentar wert im Gegensatz zu vielen anderen stumm hingenommenen Ergüssen des menschlichen Unverstandes?
Oder meldet sich unsere Gesellschaft nur noch zu Wort, wenn es um die Wahl des Supermodells, der Superreichen, des Superpopstars, der Supernanny, des Supergläubigen oder des Supermanagers geht?
Und warum nicht mal so ein Artikel im Unterricht, statt der tiefenpsychologischen Aufarbeitung des Brudermordes von Kain und Abel? Erschlug der Kain den Abel, der Abel den Kain oder erschlug hier eine dissoziative Persönlichkeit sich selbst?
Welcher Schüler weiß das schon? Sind das die tragenden Fragen unserer Gesellschaft? Und was wäre die Antwort wirklich wert?
Samstag, März 29, 2008
Wie viel ist ein Mensch wert?
Eingestellt von Dietmar um 11:11 AM
Labels: Einsichten und Ansichten
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen