Kennen sie das auch? Samstag Morgen, 8.30 Uhr früh in Deutschland. Nein, nicht das kleine Frühstückchen namens Knobbers, sondern der Herr Jauch persönlich am Telefon. Ich habe zum wievielten Male eine Million (fast, so gut wie, beinahe, aber hallo sicher doch) gewonnen, wenn ich ein Lotterielos nehme und meine Kontonummer verrate.
Die sollen mir einfach einen Scheck schicken, sage ich. Das machen die aber nicht.
Das nennen die übrigens "cold calling", wenn die jungen hübschen Telefonstimmen einen so früh aus dem Bett werfen. Cold, weil das wie eine kalte Dusche ist, wenn das Telefon nach durchzechter Nacht klingelt und eine süße Stimme säuselt: Haalloo, möchten sie auch Steuern sparen, eine Superrenditechance wahrnehmen oder wenigstens eine Fernsehzeitschrift 6 Monate gratis?
Um 9.00 Uhr macht mir dann die Bausparkasse tolle Steuergeschenke, um 10.00 Uhr erhalte ich ein Handy umsonst von Burda und die Telekom schenkt mir 10 Euro wenn ich vom Tarif XXl in den Tarif XXXLV oder so umsteige.
Wenn ich dann spät am Abend um 22.00 Uhr den letzten Anrufer hatte, blicke ich auf einen erfolgreichen Tag zurück: 4 kostenlose Handys, 2 kostenlose Bausparverträge, 3 SKL-Supersonderlose mit garantierten Gewinnchancen, 4 Zeitschriften für 6 Monate gratis und 30 Euro Prämie für irgenwelche Tarifumstellungen, die mir irgendwann und irgenwo gutgeschrieben werden. Und 5 Umfragen, bei denen ich meine marktwirtschaftliche Fachkompetenz in den Dienst der deutschen (Adressen-)Wirtschaft stellen durfte.
Also ein erfolgreicher Tag. Klar, der Haushalt und die Kinder bleiben da auf der Strecke und das Essen ist natürlich mal wieder angebrannt. Aber jetzt sind ja genügend Handys zum Pizzabestellen im Haus. Und ansonsten fühlt man sich nach so einem Tag doch wie Ackermann, Hundt und Breuer in einer Person. Gefragter Geschäftsmann durch und durch.
Problem ist immer, den Durchblick zu behalten. Was bekommt man von wem wann wielange umsonst und was muss ich wann zu welchem Termin wieder kündigen. Und warum habe ich inzwischen 5 Fernsehzeitschriften aber nur 2 Fernseher?
Was ja auch gerne am Telefon angeboten wird, sind Vorwahl-Nummern. Sie wählen vor der eigentlichen Telefon-Nummer, die sie sich eh schon nicht merken können, noch eine Vorvorwahl-Nummer und kriegen wenn sie nur genug telefonieren noch eine Fernsehzeitung für 6 Monate gratis und sparen jede Menge Geld. Da kenne ich viele Rentner, die mit derartigen Verträgen beglückt wurden.
Sie kennen diese Omis und Opis mit den Uralttelekomverträgen? Die zahlen so um die 18 Euro und 50 Cent im Monat für ihr Telefon und freuen sich natürlich riesig, wen sie da jetzt auch noch was sparen können. Und wenn Omi und Opi bei der Gelegenheit auch noch einen HiSpeedSuperDSL-Anschluss verpasst bekommen, sind die richtig glücklich - bis zur nächsten Telefonabrechnung.
Aber irgendwie reicht es mir jetzt. Meine Wohnung sieht ja bald aus wie ein Handyladen mit angeschlossenen Zeitschriftenkiosk. Und als ich das letzte Mal das Fräulein am Telefon gefragt habe, ob sie nicht ein Handy und ein paar Fernsehzeitungen gebrauchen kann, ist die richtig pampig geworden. Und der Herr Jauch hat mir meinen Scheck immer noch nicht geschickt. Also ich habe jetzt die Schnauze voll und lasse das Telefon einfach klingeln - Samstag Morgen um halb 9..
Freitag, November 09, 2007
Samstag Morgen um halb 9 - Telefonterror
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7 Kommentare:
das schlimme ist ja, dass man sogar Anrufe bekommt, wenn man auf der Robinson Liste steht. Gruß Guido
Ja leider kann man wohl wenig dagegen unternehmen außer dem, was ich eigentlich gar nicht gerne mache: Die Telefondamen anmotzen,anrupt unterbrechen und jede Diskussion im Keim ersticken. Die können ja auch nichts dafür und müssen ihren Job machen, aber was hilfts.
Ich kenne das aus zahlreichen Gesprächen mit Älteren. Sobald "die" am Telefon merken, da ist Jemand gesprächig, wird man als "unbedingt anrufen-zu jeder Tages und Nachtszeit" in der Liste vermerkt und hat nichts mehr zu lachen.
Gruß Dietmar
Hallo,
Das mit der Robinsonliste ist schon hilfreich, solange das anrufende Unternehmen in Deutschland sitzt doch die Call Center sind sehr häufig in Spanien gefolgt von Irland und den Niederlanden wogegen die Robinsonliste machtlos ist.
Naja aber es sind bei weitem nicht alle, es gibt wie in jeder branche nunmal schwarze schafe.
Ich selbst bin Leiter eines Call Centers was diverse Produkte vertreibt und muss sagen das wir z.b. Adressen nur mit "opt in" anrufgenehmigung erwerben und auch alle mit der Robinsonliste abgleichen.
Und das mit sobald "die" merken das man nicht abgeneigt ist, dann permanent angerufen wird?!?! Naja sollte so nicht sein doch wie erwähnt es gibt überall schwarze schafe.
Gruss
Sascha
Hallo Sascha,
klar gibt es Unterschiede, wie ein Call-Center betrieben wird. Es ist aber ja eigentlich auch vom verkäuferischen ganz logisch, dass man die gesprächigen, nicht sofort ablehnenden Kunden öfters anruft.Das gehört zum Business.Ich kenne in natura viele Ältere, die nun mal am Telefon unsicher sind und sich leichter in Gespräche verwickeln lassen. Und auch viele, die regelmässig spenden. Und in diesen Fällen ist es wirklich so: Die Betroffenen werden relativ häufig angerufen und wer regelmässig spendet, bekommt jedes Jahr mehr an Spendenaufrufen per Post.Das ist ja wie gesagt ganz normales Geschäftsgebaren, mich persönlich nervt das aber momentan ziemlich.Die ganze Welt scheint sich nur noch ums Kaufen und Verkaufen, um höhere Dividende und um noch moderne Handys zu drehen. Alle 3 Monate ein neues, im Superdoppelpack. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das Lebensmittelpunkt sein sollte.
Wünsche dir viel Erfolg und Grüße,
Dietmar
Diesen Telefonbanditen wie ich sie mal nenne kann man aber auch leicht die Tour vermasseln.Ich hab jedenfalls seit einiger Zeit mehr oder weniger meine Ruhe vor denen.
Hier mal ein paar Tipps von mir wie man diese Gangster loswerden kann.
Wenn das Telefon Klingelt zu einer Zeit wo sonst kaum mal einer Anruft und dann noch die Rufnummer unterdrückt ist dann Gespräch annehmen und melden z.b. mit "Landeskriminalamt Berlin Bergmann Guten Tag" und schon hört man entweder nichts mehr oder "Sorry,das war ein Versehen" und man kann sicher sein das dann die Nummer aus deren Computer schnellstens gelöscht wird.Oder man läßt den lästigen Anrufer erst garnicht zu Wort kommen sondern weißt gleich auf das "Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)" hin und verlangt vom Anrufer Namen und Anschrift sowie Geburtsdatum damit man rechtliche Schritte gegen ihn einleiten kann weil dies ein unerlaubter Werbeanruf ist und somit er sich strafbar gemacht hat.Darauf hin folgt auch meistens ein schnelles Auflegen und Löschung der Nummer auch in diesem PC des Call Centers.
Einer weitere Möglichkeit ist das man die Leute anfängt richtig zu verarschen.Wenn sie Zeitungen verkaufen wollen kann man angeblich nicht lesen und man läßt die Leute einfach nicht zu Wort kommen,fängt an sie zu duzen,wenn eine Frau ist dann "Ey,wie siehst Du aus?Hast Du einen Freund?Auf was stehst Du?Trägst Du gerade Strapse? Magst Du Franzsösich? usw.und das ist keine sexuelle Belästigung denn die haben ja freiwillig angerufen und müssen eben mit sowas rechnen und somit wird die Gemeinde der lästigen Anrufér von Tag zu Tag weniger.
Grüsse aus Berlin,Tommy
Na ja, so gesehen könnte das ja richtig Spaß machen.
Jedenfalls geben irgendwann auch die hartnäckigsten Firmen auf, wenn man konsequent jedes Verkaufsgespräch sofort unterbindet.Auf welche Art und Weise auch immer.
Gruß Dietmar
Das siehst Du ganz richtig.Man nuß den Spieß umdrehen und die Regie von dem Gespräch übernehmen.Ich hab mal eine Frau von einem Telefonanbieter 37 Min verarscht und meine Schlussworte waren "Sehen sie jetzt hab ich sie mehr als ein halbe Stunden nur verarscht und sie haben es nicht gemerkt und mir alle meine blöden Fragen beantwortet und ich gehe mir jetzt eine Kaffeé kochen und sie können sehen ob sie heute noch ein Trottel finden der bei Ihnen bestellt damit sie noch Provision bekommen." und dann hab ich aufgelegt.Vorher hab ich sie gefragt was denn DSL-ISDN-LAN usw.alles heißen soll und was dann Gespräche zu Onkel Kurt in Wuppertal oder Tante Marie in Osnabrück und Onkel Fritz in Kanada kosten würden usw. jedenfalls hab ich sie völlig Irre gemacht mit meinen Fragen und seitdem nervt mich dieses Unternehmen auch nicht mehr.
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