Kennen sie den Hitchcock, in welchem der 13.Stock eines Hochhauses verschwunden ist und dort gruselige Sachen vor sich gingen? Ich hoffe, das gilt nicht auch für das Büdinger Krankenhaus. Aber der Reihe nach.
Es ereignete sich kurz vor Halloween, dass ich einen Bekannten im Krankenhaus besuchen wollte. Nichts ungewöhnlich Unheimliches werden sie sagen, aber es sollte aufregend werden.
Zunächst ein Mal aufregend, weil ich es irgendwie überhaupt nicht leiden kann, immer und überall zur Kasse gebeten zu werden. Im Budget des Mathildchen war beim neuen Anbau noch genügend Geld, neben dem Krankenhausanbau auch noch ein Parkdeck mit modernstem Groschengrab anzugliedern. Tolle Sache, nur wer jetzt nicht genügend Kleingeld dabei hat, muss seine Liebsten im Stich lassen. Oder wie ich es aus Trotz mache weit entfernt in den Seitenstraßen parken. Es sind nicht die 50Cent -nein, es stinkt mir, dass man in Deutschland nicht mehr auf´s Klo gehen kann, ohne dass hinterher einer die Hand aufhält. Wenn unsere deutschen Politiker und Spitzenmanager für jeden Sch..ß 50Cent zahlen müssten, wäre unser Staatshaushalt saniert.
Aber das ist ja jetzt hier nicht das Thema.
Also,wo war ich. Genau. In der Seitenstraße geparkt, 2km zum Mathildchen gejoggt und runter in den Keller zum neuen Empfang im Neubau. Und dann auf die Reise zum Zimmer 4xx.
Früher war das etwas einfacher. Durch den alten Haupteingang oben rein, links oder rechts die Treppe oder den Aufzug und fertig.
Doch jetzt heisst es: Erst runter in den Keller, dann durch den Anbau geschlängelt zum Altbau und dort wieder hoch in die oberen Stockwerke. Klingt einfacher als es ist.
Also. Ich stehe am unteren Empfang und taste mich vorsichtig den Gang in den Neubau hinein. Nach dem Joggen sind mir die Beine schon etwas schwer, aber bis zum Aufzug in weiter Ferne schaffe ich es. Dort rein und ab in den Vierten.
Doch hier, in diesem klaustrophobischen, stählernen Aufzug im düsteren Keller nahm das Grauen seinen Lauf. 2ter Stock, 3terStock, 5terStock... Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Ausgerechnet an Halloween. Jemand hatte den vierten Stock geklaut. Evtl. mitsamt meinem Bekannten.
Also mal probeweise in den Fünften und dann vielleicht einen Stock runter. Doch der Aufzug rührte sich nicht und so blieb nicht anderes übrig als zu Fuß den Weg anzutreten.
Der jetzt noch mögliche Weg zurück an den Empfang hätte mein Selbstbewusstsein auf ewig zermahlen. Also vorsichtig weiter den Gang entlang. Nächste Kreuzung die Qual der Wahl. Rechts oder Links. Der Empfang lag längst hinter mir, keine Menschenseele außer mir. Gut, rechts rum, mit schnellem Schritt weiter zur nächsten Kreuzung.
Rechts oder Links. So langsam rann mir der Schweiß den Rücken runter. Nicht nur vom Joggen, nein die Panik ergriff Besitz von mir. Spätestens nach der nächsten Kreuzung würde ich den Rückweg nicht mehr finden und Brotkrumen wie Hänsel und Gretel hatte ich nicht gestreut. Und in der Ferne waren jetzt leise, unheimlich und unbestimmt Geräusche, vielleicht Stimmen zu hören. Und vielleicht war es nur Einbildung, doch fingen nicht die Neonröhren über mir an zu flackern?
Automatisch und unerklärlicherweise musste ich in dieser Situation an die epochalen Ereignisse deutscher Fernsehkultur denken: Scream , Kettensägenmassaker und Popstars. Meine Gänsehaut verstärkte sich.
Was tun? Sollte ich es wagen,was würde mich hinter der nächsten Kreuzung erwarten? Der Hollow-man, Dieter Bohlen oder der Mann vom Finanzamt? Und immer noch die bange Frage? Wo war der vierte Stock abgeblieben? Fragen über Fragen, die meine Panik fast bis zur Attacke steigerten.
Jetzt kam mir Asterix in den Sinn. Das Haus, das Verrückte macht. Was soll´s, die Psychiatrie ist ja jetzt direkt angegliedert. Da kann ja nichts passieren, obwohl mir jetzt eine Beschilderung so wie in den Möbelhäusern lieber gewesen wäre. Rote,blaue,grüne und schwarze Pfeile auf dem Boden.
Rot zum OP, Blau für den vierten Stock z.B.,grün zum Ausgang, schwarz direkt in die - das lassen wir jetzt lieber so stehen.
Also wieder weiter und irgendwann gelang es mir in dem Gewirr der Gänge doch zum Altbau vorzustoßen, rein ins Treppenhaus und schnell nach oben. Und hier traf ich auch auf die ersten Schilder und musste erkennen: Nämlich dass Zimmer 4xx nicht im vierten Stock sondern im zweiten liegt und dies beruhigte mich dann doch. Auch wenn es unlogisch erscheint. Letztendlich ging also alles noch Mal gut, auch wenn das Geheimnis um den vierten Stock noch nicht gelüftet ist. Aber das will ich eigentlich auch gar nicht wissen, manche Dinge sollte man lieber in Frieden ruhen lassen.
Und genaugenommen ist Büdingen ja noch harmlos. So manche Großklinik soll ja gerüchteweise -gegen Gebühr,Verzichterklärung und Nachweis einer Sterbegeldversicherung natürlich- Überlebenspakete an die Besucher verteilen: Wasser für 3 Tage, Kompass und ein paar Koka-Blätter. Wie gesagt nur gerüchteweise.
Und wenn sie mal den absoluten Horror erleben wollen -und da meine ich jetzt nicht verliebt in Berlin II oder Big Brother- dann schnappen sie sich doch mal ihre kleinen Pfadfinder,Überlebenspaket,Kompass und nehmen sie den Weg vom Empfang Keller Neubau zur Notfallaufnahme Altbau Station Vb des Büdinger Krankenhauses.
Viel Spaß und Grusel.
Sonntag, November 04, 2007
Ver(w)irrt im Büdinger Mathildchen
Eingestellt von Dietmar um 10:26 AM
Labels: Büdingen - Meinung und Satire
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen