Mittwoch, Oktober 31, 2007

Autogenes Training in Büdingen

Kennen sie AUTOgenes Training?
Was -genes heißt weiß ich nicht, aber Auto ist doch klar. Ein Auto hat doch heutzutage jeder oder auch zwei oder drei. Ist ja zwingend nötig....
Wenn Papa die Brötchen beim Bäcker im Ort holt muss doch ein Zweitfahrzeug zur Verfügung stehen. Falls die Freundin der Tochter anruft und mal schnell zum Sportplatz gefahren werden will - zum Joggen. Laufen ist ja gesund, aber eben alles in Maßen.

Autogenes Training. Nein, das ist nicht, wenn die Teenies mit dem Auto unterwegs sind, weil zu Hause mal wieder keine sturmfreie Bude ist und sie woanders trainieren müssen.

Nein, Autogenes Training ist, wenn man Morgens um 7.15 Uhr auf die Arbeit fahren will und keiner lässt einen- nämlich aus der Ausfahrt mit dem Auto raus.
Zwischen 7.15 Uhr und 7.30 Uhr ist irgendwie die schönste Zeit des Tages.
Da sitzt man gemütlich im Auto und wartet in aller Ruhe, bis in der unendlichen Autoschlange, die sich von Büches nach Büdingen und umgekehrt über die Strasse quält, endlich eine Lücke frei wird. Dann schnell Vollgas und ebenfalls rein in die Autoschlange.

Früher habe ich mich ja immer geärgert und meinen aufgestauten Aggressionen zumindest gedanklich freien Lauf gelassen. Im Geiste bin ich dann wutentbrannt und unter Lebensgefahr erst aus dem Auto und dann auf die Fahrbahn gesprungen, habe die Strasse mit Mülltonnen abgesperrt, um endlich losfahren zu können.
Ich habe mich mit dem Auto auch schon Mal probeweise halb auf die Fahrbahn gestellt. In der Hoffnung, wenigstens auf einer Spur hält einer an. Vergebens! Unter vollem Körpereinsatz wird da das Lenkrad rumgerissen und Slalom gefahren - ob einer auf der anderen Spur entgegenkommt oder nicht. Man(n) ist ja sportlich, aber nicht sportlich fair.

Doch jetzt habe ich erkannt, dass all´ diese Autofahrer es ja in Wirklichkeit nur gut mit uns meinen, wenn sie unter Aufbietung allen fahrerischen Könnens verhindern, dass ich und andere auch Bestandteil der Autoschlange zu Büdingen werden.

Denn ab jetzt geniesse ich diese Zeit des friedvollen Wartens und mache eben dieses neuartige autogene Training.
Von 7.15 Uhr bis 7.30 Uhr.
Der Motor brummt beruhigend und ich auch...
.....ooohhmmm.......ooohhmmm......ooohhhmmm....
Und vor mir die vorbeiflitzenden Autos...
.....sssssttt.......sssssttt......sssssttt.....
Linker Arm ganz schwer, rechter Arm ganz schwer.....
Linkes Bein ganz schwer, rechtes Bein ganz schwer.....

Da schaffe ich an manchen Tagen das volle Programm mit Herz, Sonnengeflecht und Stirnübung locker 3mal bevor ich losfahren kann. Auf diese Art wird praktisch jeder zum absoluten Autoguru der Entspannung.

Vielen Dank an all die netten Autofahrer, die mir und anderen diese mysthischen Momente absoluter Ruhe und Entspannung ermöglichen. Es ist schön zu wissen, wie viele zuvorkommende Mitmenschen es doch auch im Büdinger Raum noch gibt, die eben nicht durch wildes Hupen und Winken und "... fahr doch endlich" diese Augenblicke der vollkommenen Entrückung aus unserer hektischen Welt zerstören.

Noch eine Warnung: Autojakobsche Muskelentspannung ist nicht empfehlenswert. Bei der letzten Beinübung habe ich so auf´s Gas getreten, so schnell startet sonst nur Michael Schumacher durch. Der hat allerdings meist keinen mehr vor sich gehabt.
In diesem Sinne ein fröhliches
....ooohhmmm......sssssttt....ooohhmmm.......

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