Büdingen- die Perle der Wetterau
Auf die Gefahr hin, Ärger zu bekommen: Mal ein paar Worte zu Büdingen und Umgebung. Als unpolitischem und unwissendem Mensch mag man mir vorwerfen, ich kenne die Hintergründe nicht, bin voreingenommen, verstehe nichts von Kunst und vieles mehr. Trotzdem wunderte ich mich, als ich zum ersten Mal an dieser hochgelobten, bedeutungsschwangeren Statue vorbeifuhr. Roter Elsässer Sandstein ähnlich der Originalstatue, drei harmonisch zu einer Figur verbundene Teile, der Blick durch den alten Fürsten aufs neuzeitliche Graffiti - ein Wunder, eine göttliche künstlerische Eingebung.
Die Presse überschlägt sich ob dieser Eingebung.
Für doch relativ viel Geld bekommt der neue Büdingen (Balser)Kreisel ein steinernes Denkmal, den Keltenfürst. Eine eigentlich Glauberger Spezialität. Das ist ungefähr so, als wenn am Ortseingang von Offenbach der frankfurter Adler als Monument stünde. Kann sein, muss aber doch nicht unbedingt.
Mal eine Idee, die mir so gekommen ist:Als europäische Weltstadt hätte Büdingen sicherlich hier auch mal die Gelegenheit gehabt, dieses durch eine andere Form der Präsentation zu zeigen. Partnerschaften mit USA,Frankreich,Belgien, Tschechien und "Deutschland" bestehen und dies durch ein modernes Kunstwerk zu untermauern, wäre doch überlegenswert gewesen.
Und warum Balserkreisel. Warum nicht Shell-,Norma-,Kelten-,BFT- oder doch Europakreisel?
Nunja, jetzt eben der Keltenfürst. Vielleicht steckt ja auch der Gedanke dahinter, dass durch das geplante Museum für immerhin 6.7 Mio auf dem Glauberg demnächst eine Touristikschwemme auch Büdingen erfassen wird. Das Keltenmuseum nahe der benachbarten Großstadt Glauburg auf dem Glauberg: Mit Glasfront und wunderbarem Ausblick auf das Keltengrab.
Wer es noch nie gesehen hat: Ein kleiner Erdhügel -in etwas 1,5min zu erklimmen- mit saftiggrünem Gras bewachsen und einem Schleichweg drumherum. So wie eine Sandburg am Ostseestrand, nur etwas größer eben und grün. Dieser Anblick treibt den eingefleischten Kelten die Tränen in die Augen. Heerscharen von Ansässigen kämpfen seit Jahrzehnten für ihren Glauberger Keltenfürsten und seine würdige Präsentation. Und zwar nicht in einem bereits bestehenden Museum, nein, etwas Neues soll her. Und Nachts schleichen auf dem Glauberg unheimliche Gestalten mit Schippe und Taschenlampe bewaffnet über das Anwesen, um evtl. noch einen alten Knochen aus vergangenen Zeiten zu finden.
Das alles ist sicherlich ja anerkennenswert, doch mir persönlich tut das dafür ver(sch)wendete Geld etwas weh.
Auch wenn das alles ja nichts miteinander zu tun haben mag, die Gelder aus anderen Quellen kommen und überhaupt und ausserdem....
Trotzdem fehlt es den Büdinger Schulen, die ja auch von den Glaubergern besucht werden, an allem. Vor allem an Geld, Schulbüchern und Lehrern. Mangels Büchern muss jetzt schon mit Kopien gearbeitet werden und Kopiergeld ist auch keins da, deswegen der jährliche Kopiergeldspendenaufruf an die Eltern. Doch diese haben ja eh schon zu kämpfen mit den Kosten für Arbeitshefte und neueren Lehrmaterialien. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Und so mancher, der zu den Büdinger Tafeln kommt, hat den Euro für das Esspaket nicht oder kämpft mit den Fahrtkosten. Wenn mit dem gleichen Elan wie für das Keltenmuseum für neue Schulbücher und bessere Ausstattung gekämpft würde, könnten Büdingens Schulen zur Weltelite aufsteigen. Vergesst Harvard, kommt nach Büdingen!
Und zum steinernen Kunstwerk:Vielleicht hätte man den Büdinger Schülern Hammer und Meisel in die Hand drücken sollen. Ein großer Stein hätte sich gefunden und dann wäre für wenig Geld auch ein beeindruckendes Monument entstanden und viel Geld übrig für Schule und Soziales. Kunst kann man auch in unseren modernen Zeiten noch nicht essen.
Weitere Möglichkeit wäre gewesen, eine vergrößerte Abbildung des aktuellen Lehrbuches Latein dort aufzustellen. Wäre eine Hommage an bessere Zeiten und die griech. Philosophen gewesen und die Lateinlehrerin müsste mangels Büchern nicht so viel kopieren. Dann hätten die Schüler dort nachschauen können, am Plato-Kreisel. Die Schüler ohne WorldWiteWeb sind ja eh benachteiligt. Der Lieblingssatz moderner pädagogisch geschulter Lehrkräfte ist ja inzwischen: „Schaut mal im Internet nach“ Klar, geht ja nicht anders, wenn Geld für gescheite Lehrmaterialien fehlt. Und wie gerade eben(28.9.2007) im Morgenmagazin vermeldet wurde, steht die Eule laut Biologiebuch in der Rangordnung über dem Fuchs, also „Eule frisst Fuchs“ Unsere Schulbücher sind eben topaktuell. Natürlich nicht nur in Büdingen-überhaupt.
Büdingen hat ja außerdem schon ein steinernes Monument. Ein fünfstöckiger Betonklotz. Dieses Denkmal moderner Bürokratie nennt sich Parkhaus, verschandelt die Innenstadt, steht immer leer und macht so recht auch keinen Sinn.
Während die ansässigen Verantwortlichen mit aller Macht die Ansiedlung überregionaler Großinvestoren verhindern, löst das heimische Gewerbe seine Multimedia-Abteilung auf und treibt die treuen Büdinger Rentner in Richtung Mediamarkt in der nächsten Stadt. Der Plan eines neuen Freizeitbades ist verworfen, die Amerikaner aus Büdingen abgezogen, neue Gewerbeansiedlungen bleiben fern und so bleibt Büdingen letzten Endes nur eine Besonderheit übrig: Ein leerstehendes Parkhaus als Anziehungspunkt für Rollerscater aus der ganzen Republik. Und einzelne Ortsvorsteher, die immer noch glauben, es macht Sinn bewilligte Gelder nicht auszugeben, sondern am Jahresende verfallen zu lassen.
Und eben das Keltendenkmal als Werbung für das noch zu bauende Museum in der Nachbargemeinde. So kommen vielleicht wenigstens ein paar Glauberger Touristen ab und zu mal rein, während tausende von Autofahrern nur durchfahren, statt in unserem wunderschönen Parkhaus mit Blick über die Innenstadt zu verweilen.
Ach ja, und natürlich die neue Hamburger Station! Finde ich wirklich gut, aber die Lage am Ortsrand idyllisch zwischen Tankstelle und Waschanlage? So was gehört doch eher in die Innenstadt, aber dort steht halt leider schon das leere Parkhaus rum.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Gerüchteweise soll das Keltengrab mit dem Museumsbau eine ganz besondere Attraktion bekommen. Ein riesiges Monument aus Stahl und Beton mitten auf dem Erdhügel - einen giftiggrünen Büdinger Frosch.
Vielleicht kann man ja dann dort nächstes Jahr -um den keltischen Sandhügel herum- die Bundesjugendspiele abhalten. Das hat ja dieses Jahr in Büdingen nicht so ganz geklappt.
Ach ja,... nein jetzt ist genug gemeckert, nicht alles auf einmal.
Und damit hier nicht nur gemeckert wird, auch was Positives. An dieser Stelle mal einen lieben Gruß an die Mitarbeiter der Stadtbücherei. Und das meine ich jetzt wirklich so. Die sind immer freundlich und hilfsbereit und ich persönlich finde es gut, das Büdingen diese Institution hat. Lesen halte ich für wichtig.
Vor allem, wenn es in der Schule an Büchern fehlt. (Sorry-der musste hier noch rein)
mit satirischem Gruß
Dietmar
Donnerstag, September 27, 2007
Büdingen- die neue keltische Hochburg
Eingestellt von Dietmar um 3:30 PM
Labels: Büdingen - Meinung und Satire
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