Samstag, Februar 11, 2012

Moderne Kriegsführung

Vorweg eine die Medienwelt wahrscheinlich erschütternde Nachricht.
Ich habe mir heute keine Bildzeitung gekauft. Ein herber Rückschlag für die Erfolgsbilanz des Springerkonzerns. Aber dass haben die sich selber eingebrockt.

Was zu viel ist, ist zu viel. Und inzwischen ödet es mich wirklich an, wie hier ein beleidigter Redakteur und ein rachsüchtiges Klatschblatt so lange im Dreck herumwühlen, bis sie wieder etwas gefunden haben in Sachen Wulff.


Schön und gut. Wulff mag inzwischen die Nation spalten. Er ist nicht unbedingt der Typus Politiker, der mit geschliffenen Reden die Nation zu standing ovations verführt. Sein Krisenmanagement ist mehr als unprofessionell und unglaubwürdig. Mit seinen jungen Jahren spürt man die fehlende Erfahrung im politischen Geschäft. Frühestens im päpstlichen Alter ist ein Mensch bereit für staatstragende Ämter wie die des Bundespräsidenten.
Und er und seine Frau scheinen wohl kaum diejenigen zu sein, die nicht gerne mal an den Honigtöpfen dieser Welt naschen, wenn sie wohlfeil geboten werden.

Trotzdem. Eines erscheint mir klar. Die Bildzeitung wird erst Ruhe geben, wenn Wulff den Krieg verloren gibt. So lange wird gewühlt, gesuhlt und im Dreck dieser Welt gesucht. Und wer suchet, der wird finden. Tausende von spiegelschen Reportern scheinen dieser Tage ihre Zeit damit zu verbringen, die Lebensjahre der Familie Wulff aufs kleinste zu durchleuchten. Dass bis dato nichts weiter gefunden wurde als ein geschenktes Bobby-Car, ein ominös bar bezahltes Hotelzimmer für 3Tage und ähnliche Kleinigkeiten, mag da fast verwundern. Keine echten Leichen im Keller, kein tatsächlich faktisch nachgewiesener Bestechungsskandal, keine Verstrickung in den internationalen Waffenhandel mit Syrien. Ein trotz aller Schlagzeilen doch eher ernüchterndes Ergebnis. Aber in der Masse wird es wohl doch irgendwann das Amt des Bundespräsidenten vernichten. Es lebe die moderne Kriegsführung. Gar mächtig ist das Wort.

Wer kommt dann anschließend an die Reihe? Wer wagt es, sich mit der Bildzeitung anzulegen und im Eifer des Gefechts ein böses Wort auf der Mailbox des Chefredakteurs zu hinterlassen? Oder bin ich jetzt das nächste Opfer? Werden sich die redaktionären Heerscharen dieser Welt, wenn das Werk Wulff erledigt ist, auf mein bescheidenes Leben stürzen? Schließlich ist es gewagt, sich der geballten Macht des Wortes bzw. der Bildzeitung entgegen zu stellen. Niemand zweifelt ungestraft und öffentlich an den medialen Göttern dieser Welt.


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