Mittwoch, Juni 22, 2011

Alles EASY, EASY-ABI

Kennen sie auch noch diese Geschichten von damals? Wenn Oma und Opa davon erzählen, wie sie in den Nachkriegsjahren um das tägliche Überleben kämpfen mussten. Von wegen Kaviar und Lachshäppchen. Stattdessen Kartoffeln und Brot, Sonntags auch mal Butter. Und an besonderen Feiertagen gab es dann auch mal ein Stückchen Fleisch auf den Teller. Alles war knapp und große Ansprüche ließ das Leben nicht zu. Und im Kinderzimmer suchte man vergeblich nach der Hifi-Super-Stereo-Anlage mit Surround-System, Multichannel-Fernseher und Computeranlage. Neben dem heute obligatorischen High-Tech-Handy mit UMTS, Kamera und Selbstzerstörungsautomatik bei Modellneuerscheinungen.
Damals hat man sich noch unterhalten, statt nebeneinander zu sitzen und dem Nachbarn SMSe zu schicken.


Und zur Arbeit ging´s mit dem Fahrrad. Und zwar ohne 28Gang-Shimanoschaltung, Trommelbremsen, Navigationsgerät, Ipod-Halterung und 425seitiger Bedienungsanleitung in 12 Sprachen.
Überhaupt. Dieser Wahnsinn Heutzutage. 28 Gänge für die 2km zum Brötchen holen. Man stelle sich ein Auto mit 28 Gängen vor. Nichts für schwache Nerven. Aber das ist jetzt ein anderes Thema.
Jedenfalls: Die Zeiten haben sich massiv verändert. Man schaue sich nur den alltäglichen Serienwahnsinn an. Die Geburtstagsparty der 4jährigen im Promiviertel z.B.
Partyytime bei Neureichs. Jeder Besucher bekommt als kleines Willkommenspräsent eine Rolex, das Geburtstagskind von Mami ein Rassepferd aus bester Züchtung incl. Reitlehrer und der geladene Promikoch samt 12köpfiger Crew kocht das Beste vom Besten. Während Lady Gaga im Bunnykostum das Geburtstagsständchen trällert. Man will seinem Kind ja was bieten. Alles ganz Easy.

Aber ganz ehrlich, unter uns gesagt. Der alltägliche Konsum- und Erlebniswahn überschreitet inzwischen jede Grenze. Die Party zum 18ten findet vielfach nicht mehr im Freundes- und Familienkreis statt. Nein. Da werden Räumlichkeiten gemietet und jeder jugendliche Quartalssäufer der Stadt ist herzlich eingeladen. Da stehen dann 150 gelangweilte Teenies um die Bar herum, testen ihre Standfestigkeit und die Geduld der Nachbarn. Und hinterher heißt es dann: „Man war das eine tolle Party. So viel gesoffen und gekotzt habe ich ja schon lange nicht mehr“
Oder der Veranstaltungsservice übernimmt die Organisation der Party. So wie inzwischen wohl schon bei vielen Abi-Partys.

Z.B. die Firma Easy-Abi. Super. Für schlappe 21.000.-Euro wird der Abschluss gebührend gefeiert. Oder besser gesagt: Wollte man auf dem Max-Planck-Gymnasium gebührend feiern. Dagegen wäre dann der Wiener Opernball ein Provinzfest gewesen. Es will sich ja keiner lumpen lassen. Schließlich wird man ja nur einmal achtzehn, macht nur einmal Abi, heiratet nur maximal 4mal, bekommt nur durchschnittlich 1,7 Kinder, hat nur einmal im Jahr Geburtstag und so weiter. Gründe für ausschweifende Veranstaltungen finden sich. Normal ist out, GAGA ist in.

Pech nur, wenn der Veranstalter erst das Geld kassiert und anschließend abtaucht. Das war´s jetzt mit der Firma Easy-Abi und auch der Super-Abi-Party. Traurig. Bitter für die Jugendlichen. Andererseits. Vielleicht auch eine gute Lehre für den kommenden Ernst des Lebens. Dann wäre das Geld letzten Endes trotzdem gut angelegt. Und so richtig Mitleid habe ich mit den Abiturienten jetzt doch nicht. Geld ist nicht alles und muss eine Abi-Party wirklich 21.000.-Euro kosten? Dafür muss so mancher Top-Manager fast einen ganzen Tag hart arbeiten. Das finde ich dann doch etwas übertrieben.

Hat der Größenwahn wirklich keine natürlichen Grenzen mehr? Und pure Größe hat ja bekanntermaßen nicht unbedingt etwas mit großem Spaß zu tun. Trotz aller wirtschaftlichen Euphorie sollte man es doch nicht übertreiben. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Und die Not könnte schneller wieder kommen als erwartet. Wenn Europa demnächst an den Pleitestaaten zerbröselt. Dann ist Schluss mit lustig und Griechischem Wein. Griechischer Wein, das Blut der Erde. Das könnte vielleicht eine ganz andere Bedeutung bekommen, wenn Europa demnächst ausblutet.

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