Haben sie das traurige Theaterstück kürzlich auch gesehen?
„Ready to Rumble“
Da hoppelten ein kleines dickes, untrainiertes Schweinchen und ein böser, großer Wolf mit mächtig langen Armen im gemächlichen Winterschlafmodus umeinander her und hauten sich ab und zu mal eine ins Gesicht. Wobei diese seltenen Szenen dann werbewirksam in Slow-Motion wiederholt wurden. Da sah man dann schwabbelnde Schweine-Backen und spritzenden Schweiß im edlen Detail.
Doch gefühlte 99% des Theaterstückes lagen sich die beiden Protagonisten selig und verschwitzt in den Armen und ich glaube sogar, dass der eine oder andere hier und da die Augen in wonniger Erschöpfung geschlossen hatte.
Ein zu Herzen gehendes Rührstück, welches noch ergreifender gewesen wäre, hätten beide ihre Rolle im rosa Ballett-Röckchen aufgeführt.
Etwas störend der Dritte im Bunde. Ein kleines, nervöses Männchen, das Rapunzelmäßig auf der Bühne umherwieselte und verzweifelt bemüht war, die ständigen, liebevollen Umklammerungen der Hauptdarsteller auf ein anständiges und jugendfreies Maß zu reduzieren.
Das ganze Rührstück wurde wie üblich im 3-Minuten-Takt durch Werbung unterbrochen, bis endlich nach gefühlter Unendlichkeit das kleine Schweinchen Peter sich dem bösen Wolf Klitschko in Erschöpfung hingab und wie ein Maikäfer auf dem Boden demütig liegenblieb.
Und selbiges war nun die Gelegenheit für die reichlich anwesende Prominenz in frenetischen Beifall auszubrechen. Da vergaß sogar ein Boris Becker das berühmte ähm.. ähm... und lobte stotterfrei in den höchsten Tönen:
„Was ein unvergleichlich toller Kampf. Ein selten schönes Stück von nie gesehener Genialität. Sport in höchster Perfektion. Unvergleichlich und wunderschön anzusehen.“
Nun, wer einen Großteil seines Lebens in dunklen, muffigen Besenkammern verbringt, der hat vielleicht eine andere Sicht der Dinge.
Aber auch der böse Wolf lobte das kleine Schweinchen im Übermaß:
„Ein würdiger Gegner. Ein starker Gegner. Durchtrainiert und besser in Form als erwartet. Ein kaum zu schlagendes Schweinchen.“
Und das kleine Schweinchen meinte. Naja, … das meinte nichts mehr, weil es zwischendurch vorsichtshalber ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Abteilung Wolfbedingte Parkinson-Erkrankungen.
Und ich persönlich bin mir nicht sicher, ob die Zuschauer am Ring und ich wirklich den selben Boxkampf gesehen haben. Ich jedenfalls werde mir ein derartiges Trauerstück nicht noch einmal antun.
Da lese ich lieber ein gutes Buch. Vielleicht den neuen Sarrazin.
„10 Tipps zur Frühpensionierung“
Mittwoch, September 15, 2010
Das kleine Schweinchen und der böse Wolf
Eingestellt von
Dietmar
um
8:35 AM
Labels: Einsichten und Ansichten, Sport
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen