Sonntag, September 15, 2013

Zur Bundestagswahl: Eurokrise-so bewältigen wir sie

Das nachfolgende Interview liegt schon seit einiger Zeit in den Archiven von Satire-online. Gleichwohl könnte es so oder so ähnlich immer noch geführt werden. Und gerade vor der anstehenden Bundestagswahl ist es doch immer gut, ein bisschen Klarheit in die Sache zu bringen. Deswegen hier nun eine Konserve aus dem letzten Jahr.

Das Euro-Interview

Vielleicht mag es den einen oder anderen verwundern, warum hier das Thema Eurokrise so vernachlässigt wird. Aber mal ganz ehrlich. Das ist kein Thema, mit dem man sich einen lausigen Sommer noch lausiger machen möchte. Chaos, Konfusion Ratlosigkeit überall. Vor allem bei den Finanzexperten und Weisen.

Doch nun hat satire-online maßgebliche Experten zu einer Diskussionsrunde eingeladen.
Freuen sie sich auf Prof. Dr.Dr. Radicalopoulos von der KSG (Konservative Streikgruppe Griechenland, Frau Prof.Dr.Dr. Jenny-Karin Müller-Sozius-Klein von den freiheitlich-sozial-anonymen Wirtschaftsweisen und Herrn Prof.Prof.Dr. Phil Grünkern von der gemäßigten Mittelstandsvereinigung. Und natürlich Prof.Prof.Soz. Graf-von-Bärenhausen, Mitglied der Vereinigung Freiheitliches Kapital.


satire-online: Herzlich Willkommen zu unserer heutigen......

R: Hören sie mir bloß auf. Das war mir ja so klar. Und wieder sind es die Griechen, die an allem schuld sind. Nur weil in unseren Häfen die schöneren Yachten liegen. Wer hat die Griechen denn damals mit derart mageren Reparationszahlungen in den Ruin getrieben? Und wer wollte denn unbedingt den Euro? Mit der guten alten Drachme hätten wir doch die ganzen Probleme nicht. Kräftig abgewertet und schon wären die Probleme gelöst gewesen.

G: Aber ich bitte sie. Bleiben wir doch sachlich. Wir wollen doch hier nicht das Mittelmaß verlieren.

M: Wer hat denn ganz Europa in blühende Landschaften verwandelt? Mal von den neuen Bundesländern abgesehen. Ohne den Euro wäre Europa doch nicht das Europa von Heute.

Satire-online: Aber mal in die Gegenwart. Was hilft uns denn nun aus der Krise des Euro?

R: Ist doch ganz klar. Es gibt doch nur zwei Möglichkeiten. Entweder der geordnete Konkurs von Griechenland, Spanien, Portugal, Irland, Italien und aktuell Frankreich. Oder ein geordneter Schuldenschnitt. Oder die Einführung von Eurobonds. Mit denen können wir dann billig die alten Schulden ablösen. Oder wir schaffen den Euro wieder ab. Oder Griechenland tritt aus dem Euro aus. Oder die EZB kauft massiv Anleihen auf. So einfach ist dass.

G: Das waren jetzt aber mehr als.....

R: Jetzt werden sie mal nicht klugscheißerisch. Das ist ja mal wieder typisch. Kaum sitzt ein Grieche mit in der Runde, schon.....

v.B: Also um das mal klar zu stellen. Wir haben keine Eurokrise, sondern eine Schuldenkrise. Der Teuro ist so stabil wie keine andere Währung. Nur der Euro hat Europa dahin geführt, wo es jetzt steht!

R: Ja, klar. Jetzt noch einen Schritt bis zum Abgrund.

M: Um mal wieder zum Thema zu kommen. Nur Eurobonds können Europa aus der derzeitigen Krisen führen. Die am schlimmsten von der Wirtschaftskrise betroffenen Staaten können sich günstig neu refinanzieren, gelangen zinsgünstig an frisches Geld um ihre Wirtschaft wieder anzukurbeln.

v.B. Und die Zeche zahlen dauerhaft alle Staaten, die ihre Hausaufgaben gemacht haben. Und wo bleibt der Anreiz für die Pleitestaaten, künftig besser zu wirtschaften? Nein, Nein, Nein
Bei der Gelegenheit möchte ich kurz auf mein im Media-Verlag erscheinendes Buch „Wege aus der Krise“ aufmerksam machen. Auch dort spreche ich mich explizit gegen Eurobonds aus. Nie und nimmer Eurobonds. Zumindest momentan. Aber es wäre doch durchaus denkbar, den Euro zu splitten. In einen Süd- und einen Nordeuro. Das würde.....

R: Also die Drachme über die Hintertür. Und die bösen Griechen bekommen auf ihren Euro den Stempel minderwertig. Also, das ist ja mal wieder typisch..... Zahlt lieber mal eure Reparationsleistungen.

G: Also jetzt mal nicht über das Ziel hinausschießen. Bleiben wir doch sachlich. Man könnte doch auch einen Schuldenschnitt mit Augenmaß in Erwägung ziehen. Lieber ein schreckliches Ende als ein Ende ohne Schrecken. Und wo bleibt bei alledem eigentlich das Thema Kernernergie?

v.B: Jetzt hört doch endlich mit euren Basteleien auf. Schuldenschnitte! Ein Schuldenschnitt würde unser ganzes Finanzsystem zum Wanken bringen. Wollen wir das wirklich? Das wäre ein zweites „Lehmann“ Nein, Nein, Nein.
Aber eine gemeinsame Europäische Wirtschaftsregierung könnte die Lösung sein.
Die trifft sich zweimal im Jahr und handelt dann im Sinne Europas.

G: Super. Das kennen wir doch. Zweimal jährlich auf Steuerzahlers Kosten Treffen in der Karibik und was soll da raus kommen? Heiße Luft! Warum traut sich denn eigentlich niemand mal wieder das Thema Reichensteuer aufzugreifen. Sollen doch die, welche am Chaos verdient haben, jetzt auch mal die Zeche zahlen. Und überhaupt. Was ist denn jetzt mit der Kernenergie?

v.B: Also so langsam nervt das jetzt. Bleiben wir doch mal beim Kern der Problematik. Neiddebatten helfen uns jetzt auch nicht weiter. Im Gegenteil. Runter mit den Steuern. Das ist der beste Investitionsanreiz und holt frisches ausländisches Kapital nach Deutschland.

G: Und der Binnenmarkt? Wie soll der Binnenmarkt angekurbelt werden, wenn dem kleinen Mann nichts mehr in der Geldbörse bleibt? NEIN: Die Steuern müssen hoch. Und zwar für die hohen Einkommen. Und von wegen ausländisches Kapital. Wir haben doch eh´ schon Europaweit die niedrigsten Steuern. Wenn da jetzt was kommt, dann doch höchstens aus Griechenland.

M: Also um das jetzt mal klar zu stellen. Eurobonds, das ist der einzig gangbare Weg. Alles andere ist bloß Makulatur und vergebliche Mühe. Und eine gemeinsame Wirtschaftsregierung. Nur gemeinsam ist Europa stark.

R: Tolle Idee. Und nach Belgien übernehmen dann die Deutschen den Vorsitz und bestimmen alleinig das Geschehen in Europa. Also was damals schief gegangen ist,......

M: Also jetzt recht es dann doch mal, lieber Herr R. Genug ist genug. So kommen wir nicht weiter.

v.B: Wenn sie auch sonst nur Mist erzählen, da stimme ich ihnen jetzt mal zu.

G: Also liebe Kollegen. Jetzt nehmt mal wieder die Stuhlbeine runter und lasst uns doch vernünftig bleiben. Das Problem lässt sich doch sowieso nur global europaweit lösen. Die einzig sinnvolle Lösung ist doch ein länderübergreifend organisierter Ausschuss, der sich intensivst mit der momentanen Krise beschäftigt. Einzelaktionen sehe ich eher skeptisch. Und bei der Gelegenheit wäre dann auch das Thema Kernenergie nicht zu vergessen.

v.B: Genau. Ein übergreifend organisierter Ausschuss. Wie ich es auch in meinem soeben im Media-Verlag erscheinendem Buch „Wege aus der Krise“ kompetent beschreibe. Genau das......

M: Lieber Herr Graf. Wir sind nicht hier, um Werbung für ihre Plagiatsammlung zu machen.

G: Genau, es reicht jetzt. Wo bleibt denn hier das Thema Kernenergie. Und überhaupt. Die Finanztransaktionsteuer ist wohl für die Kollegen ein zu heißes Eisen. Die wird hier einfach unter den Tisch gekehrt. Genau so wie das Thema Kernenergie.

Dame aus dem Publikum: Das muss ganz anders angepackt werden. Hilfskredite an Griechenland oder andere Staaten ja. Aber nur gegen entsprechendes Pfand. Die Goldreserven z.B. Oder ein paar schöne Inselchen.

Satire-online: Liebe Frau ... hmmm. Leider ist unsere Sendezeit fortgeschritten und......... vielleicht sollten wir die Stimmung zum Schluss nicht wieder unnötig anheizen.

M: Klar. Dieser Vorschlag spiegelt genau das Niveau der Politik der jetzigen Regierung wieder. Warum sollten wir nicht gleich als Pfand ein paar Griechische Inseln besetzen.

R: Ja, genau. So ein Vorschlag kann ja nur aus Deutschland kommen. Besetzen, dass könnt ihr natürlich. Also da bleibt einem ja ….... Und wie war das jetzt nochmal mit den Reparaturleistungen? Und lieber Herr Grünkern. Als Mitglied einer gemäßigten Partei sollten sie jetzt mal ganz schnell wieder den Stuhl hinstellen. Mäßigung... Mäßigung lieber Deutscher.

Satire-online: Nun liebe Gäste und Zuhörer. Ich glaube das ist nun ein guter Zeitpunkt zum Abbruch. Leider ist unsere Zeit für Heute wieder um. Ich hoffe aber, es konnten doch einige Aspekte der derzeitigen Eurokrise oder eben der Schuldenkrise verdeutlicht werden und konkrete Lösungsansätze aufgezeigt werden. Wir werden sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt erneut zusammen finden.

1 Kommentar:

Captain Slow hat gesagt…

Sehr schöner Beitrag!
Ich möchte Eure Aufmerksamkeit auch gerne auf http://www.deutschlandpolitischunkorrekt.blogspot.de lenken. In meinen Augen ein toller Blog, für den Philipp Heine verantwortlich zeichnet. Den Mann finde ich ziemlich genial. Und als Co-Autor habe ich auch ein paar Artikel veröffentlicht.

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