Oder die Saga von der „Frau der Chips...“
Es begab sich einst in einem fernen Land, dass eine neue Königin ward geboren. Eine Königin geboren im Zeichen der vollkommenen Offenbarung. Lang ersehnt und noch länger befürchtet erblickte sie an einem wundervollen Wintertag anno 2010 das Licht der neuzeitlichen Welt.
Während hoch oben am Himmel wie zum Zeichen ihrer Würde die Satelliten hell erstrahlten.
ELENA war ihr Name und ihr sagenumwobener Ruf war ihr in eingeweihten Kreisen schon Jahre voraus geeilt. Zwar unbekannt im Volke, sollte sie sich über dieses erheben strahlend wie einst Phönix aus der Asche.
Sie, die vollkommene Königin der Effizienz, sollte wie schon so oft zuvor versucht ein neues elektronisches Zeitalter einläuten.
Mächtig zwar, doch unbestechlich, unermüdlich und weise sollte sie ihre Untertanen regieren und Gutes tun.
Licht ins Chaos der königlichen Informations-Verwaltung bringen. Eine irdische Königin, doch den Göttern gleich im Olymp der Information.
Und so begann eine neue Zeit der Verheißung und der Erneuerung, eine Zeit absoluter Effizienz.
Aber es erhoben sich auch vereinzelte Stimmen unzufriedener Untertanen, die da mahnten:
Nicht lange wird ihre Regentschaft dauern, zu übermäßig ihre Gier nach Macht und Ruhm. Hätte sie doch einfach mehr ihrer Untertanen Brot und Arbeit gegeben, statt sie in die Arbeitslosigkeit zu schicken. Alleine auf den Schultern der Königin kann die Bürde des Reiches nicht lasten. Und wer kann Königin ELENA noch stoppen, wenn einst ihre Informationsgier unersättlich werden sollte, ihre Macht grenzenlos sein mag.
Doch die Stimmen aus der Dunkelheit des Datenschutzes verhallten unerhört und so kam es, wie es kommen musste. Wie es immer kommt in diesen Tagen der Dunkelheit. Denn der Mensch königlichen Geblütes kennt keine wahren Grenzen, überschreitet sie ohne Skrupel und Moral, wenn sein Verlangen gar übermächtig wird. Das Verlangen den ohnmächtigen Untertan zu opfern im Strom der Daten.
ELENA erlag der Frohlockung der informellen Allmacht, verspürte die ihr gegebene schöpferische Kraft. Und so schöpfte sie wo sie nicht schöpfen sollte, Bit für Bit, Byte für Byte schöpfte sie in den gewaltigen Raum ihres königlichen Datenspeichers.
Und in ihrer unwiderstehlichen Art fand sie viele tapfere Mitstreiter. Tapfere Recken aus den Ministerien des Reiches für Finanzen, Soziales und Arbeit, der Verkehrs- und Internetüberwachung.Gar unersättlich wurde ihre Gier, immer größer ihre Macht.
Kein entlassener Fronarbeiter, kein Bauer, der es unter ihrer Herrschaft wagte auf den kargen, in vergangenen Zeiten von den alten Bankenfürsten verwüsteten Feldern in den Streik zu treten, dessen Namen nicht in den Speichern des königlichen Palastes landete. Den Schatz zu mehren.
Und im Gefühl der Allmacht schmiedete sie eine wohlwahr mächtige Allianz, verbündete sich auch mit den anderen Datenfürsten dieser Welt. So furchteinflößende Datenritter wie Telekomina, Lidelius, Maile zu Spam oder Bahno von der Mehdornweide und viele, viele mehr stellten ihre Dienste im Rausch der Daten-Sammelwut unter den Banner ELENA´s. Ergaben sich ihrer Zauberkraft.
Und so entstand im düsteren Schatten dieser Allianz die wohl mächtigste, wahrhaft fürchterlichste aller Waffen im neuen Reich. Das allsehende „Auge ELENA“ Und gemeinsam schmiedete das Bündnis in den heißen Feuern der Prozessorbergen Intellaniens als Zeichen ihrer Macht einen fürwahr mächtigen, verzauberten Chip. Einen Chip sie zu knechten, sie alle zu unterwerfen. Sie zu beobachten und zu registrieren. Sie, das ganze Volk. Ein neues riesiges Reich entstand. Und sie nannten sich selbst die Sammler.
Nichts, fürwahr fast nichts blieb von nun an dem allsehenden „Auge ELENA“ verborgen. Zu mächtig ward die Streitmacht der neuen Königin, als dass sich ihr nun noch jemand in den Weg stellen konnte.
Und nur wenigen Untertanen gelang es, sich in den noch geheimen Gassen des Königreiches zu verbergen. Der Rest versank in Demut und tiefer Hoffnungslosigkeit, gefangen von der wissenden Allmacht ELENA´s.
Eine düstere Zeit der Unterdrückung, der informellen Knechtschaft begann. Die Freiheit ging verloren und mit ihr die Freude und die Lust am Leben. Die Traurigkeit überzog das Land mit einer schwarzen, alle Lebendigkeit erstickenden Decke. Die Anonymität und der Persönlichkeitsschutz zerfielen zu Rauch und Asche und verfinsterten in der Stunde ihres Unterganges die Sonne.
Während im königlichen Palast der Schatz größer und größer wurde, Bits und Bytes die königlichen Schatztruhen füllten. Wohl nicht zum Dienst am Volke, sondern nur um zu mehren jenen Schatz.
Doch auch in den verborgenen, unterirdischen, finsteren Reichen Hackaniens verbreitete sich die Kunde vom gewaltigsten aller irdischen Schätze und weckte Begierlichkeiten. Und die Begierde wurde immer größer und unstillbarer bis hin zur glühenden, alles verzehrenden Leidenschaft. Wilde Räuberbanden fielen ein in das Reich Sammelaniens im unerbittlichen Verlangen nach dem mächtigen Schatz. Und so entbrannte ein immerwährender Kampf zwischen Hackern und Sammlern um die Herrschaft über das „Auge ELENA“ und den Chip der Macht. Ein informeller Kampf auf Leben und Tod, ausgetragen auf den virtuellen Schlachtfeldern Sammelaniens. Die Kriegerscharen prallten aufeinander im erbitterten Ringen. Hoch auf dem trojanischem Ross.
Und auch die Schattenfürsten der Finsternis schickten ihre Streiter nur um des Grauens willen. Die zerstörerischen Bots, die grausamen Würmer und andere Kreaturen der Unterwelt.
Während ringsumher das Land, das Volk in Düsterheit und Trauer versank und alle Zuversicht und Persönlichkeitsrechte verlor.
Nur an den weiten Grenzen des Reiches, inmitten zerklüfteter Berge gab es noch wenige verborgene Stellen. Noch unberührt von der zerstörerischen Fehde zwischen den Reichen und der Unterdrückung des gemeinen Volkes durch die neue Königin und ihren Chip der Macht.
Hier lag auch das Land Datanien. Ein kleines, nie zuvor erforschtes Land. Und hier lebte auch der kleine Dodo vom Stamme der Nobit. Ein kleiner, unbeschwerter Wicht, noch nicht erfasst von dem allsehenden „Auge ELENA“ und dem Glasfaserkabel der modernen Welt. Noch voll der Freude und unregistriert. Und ausgerechnet er sollte auserkoren werden, den Chip der Knechtschaft zu zerstören. Klage zu erheben gegen die Allmacht der Königin ELANA. Ihr Zeichen der Macht wieder in den heißen Feuern der Prozessorbergen zu zerstören.
Doch ob es gelingen wird, was das Schicksal dem Reiche ELENALIA bestimmen mag, wird die Zukunft weisen.
Dienstag, Januar 05, 2010
Das Reich ELENALIA
Eingestellt von Dietmar um 1:44 PM
Labels: Bürokratie, Politik, terrapie´s Märchenecke
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