Dienstag, Oktober 06, 2009

Vom Mut zur freien Rede

Demokratie. Das klingt nach persönlicher Freiheit, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Nach ungeahnten Möglichkeiten. Die Welt liegt dem Bürger zu Füßen.
Die Wirklichkeit ist etwas ernüchternder. Das fängt schon in der SPD an, wenn ein Mitglied mal kein Ypsilanti-Fan ist und das auch wagt zu sagen. Seltsamerweise hat unsere liebe Andrea eben dem lieben Sigmar die Stimme verweigert. Ist der ihr jetzt zu Links oder schmollt die Dame?
Aber ich schweife ab. Obwohl, nein, genau das ist das Thema. Heute mal das Thema Redefreiheit.Schreibfreiheit.Meinungsfreiheit.


Natürlich sollte auch in einer freien Gesellschaft die freie Rede nicht dazu dienen, andere respektlos und entwürdigend zu behandeln, gar Unwahrheiten zu verbreiten oder zu diffamieren. Aber ansonsten herrscht in Deutschland doch Rede-, Presse- und Meinungsfreiheit. Oder?
Oder doch nicht?

Dazu habe ich Heute eine kleine Randnotiz gelesen, die eigentlich wenig interessant erscheint, aber bei näherem Hinschauen traurig stimmt: Aus Angst vor islamischen Extremisten hat der Verleger Felix Droste den Druck des Romans „Wem Ehre gebührt“ kurz vor Druckauflegung gestoppt. Im Mittelpunkt das Thema „Ehrenmord“
„Ehrenmord“, eines der schlimmsten Wörter der neu-deutschen Sprache, finde ich. Wie kann ein Mord ehrenhaft sein. Und schon gar der Mord an einem jungen verliebten Mädchen, das nichts anderes verbrochen hat, als sich in einen nicht von der Sippe ausgewählten Mann zu verlieben. Eigentlich sollte ein solches Wort erst gar nicht im Duden vorkommen.

Aber zurück zum Thema. Sind wir wirklich schon soweit, das die Angst unser Reden bestimmt?
Die Angst vor der Rache einzelner Fanatiker. Oder die Angst vor der verbalen Rache einer Kirchengemeinde, weil man die Predigt des Pfarrers mal nicht so gelungen fand? In dieses Wespennest bin ich schon getreten. Da wird aus friedlichen Christen ruckzuck eine kampfbereite Truppe. Bereit zum Kampf gegen den Antichrist.
Es ist traurig, wenn immer noch wie zu Kaisers Zeiten die Religion, welche ja eigentlich für friedvolles Miteinander, Verständnis und gegenseitigen Respekt steht, Angst verbreitet. Bzw. diejenigen, die glauben, wahre Gläubige zu sein und sich zum Wächter der Religion ernennen.Und zum Wächter über die freie Rede.

Und mal anders gefragt: Haben sie schon mal dem Mathelehrer ihres Sohnes gesagt, dass sie seinen Unterricht „sch.....“, ähh oder besser „wenig motivierend“ finden? Wow, sie haben Mut! Wobei das Schwert der Vergeltung ja nicht sie, sondern ihren Sohn getroffen haben wird.
Die meisten Eltern sprechen da lieber von "... mein Sohn hat seine Stärken eher in anderen Bereichen. Wie könnten wir Eltern denn da helfen. Tut mir leid, wenn unser Sohn ihren Untericht behindert. Dass 80% der Klasse den Stoff nicht kapieren, kann doch nur an der mangelnden Einstellung liegen".

Oder haben sie als Versicherungsangestellter schon mal ihren Kunden erklärt, dass die Konkurrenz wesentlich billiger anbietet? Bei gleichem Service. Nein. Klar. Redefreiheit heißt ja auch, nicht zu reden, wenn einem nicht danach ist.

Und ganz übel hat es ja den Herrn Sarrazin getroffen. Seines Zeichens Bundesbankvorstand. Dem wird jetzt der Rücktritt angeboten. Also jeden Sarrazinischen Spruch muss man ja nicht übernehmen. In Teilen übertreibt er es mit seinen Sprüchen schon. Das man als Familie für 4.-EUR am Tag prima Essen kann ist zumindest fraglich. Oder können sie für 4.-EUR ein tolles Weihnachtsgericht zaubern?

Aber so manches kann man sich mal auf der Zunge zergehen lassen und unabhängig der Sprachwahl mal nach dem Hintergrund fragen.
Sagt der doch ganz unverblümt und ohne philosophische Schnörkel:
„.... Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert“. OK, vielleicht etwas krass im Ton. Besser wäre evtl. eine Formulierung wie:
„...Es bestehen meinerseits gewisse Verständnisdefizite gegenüber Mitbürgern, die unserem Staat noch nicht das uns angeborene Urvertrauen entgegenbringen können und deren einfühlsame Migration in Sozial- und Bildungswesen unserer Gesellschaft trotz nicht geringer finanzieller Unterstützung nicht gelungen ist und die als Kompensation sehnsüchtiger Heimatverbundenheit ihren weiblichen Nachkommen mit liebevollem Nachdruck traditionelle Kopfbedeckungen anraten....“

Oder statt „ Es ist ein Skandal, dass die Mütter der zweiten Generation immer noch kein Deutsch können“ lieber „ Es mag den einen oder anderen traurig stimmen, wenn auch spätere Generationen aus nicht näher zu erläuternden Gründen nicht die Möglichkeit erhielten neben ihrer Heimatsprache auch Deutsch zu erlernen“

Oder statt „ Wir haben in Berlin 40% Unterschichtgeburten und die füllen die Schulen“ lieber „ Die Berliner Schulen bieten ein ausgeglichenes Abbild unserer gesellschaftlichen großstädtischen Komplexität und kulturellen sowie sozialen Verschiedenartigkeit mit all ihren damit natürlicherweise kongruierenden Problemen.“
Oder so ähnlich.


Also ganz so einfach ist das mit der Redefreiheit dann doch nicht. Denken darf man bei uns alles. Nur das Reden und Schreiben, das überlassen wir dann doch lieber so Leuten wie damals dem Kalif von Köln.
Der darf hetzen gegen den deutschen Staat, offen von besseren Zeiten unter Bin Laden träumen und den Terrorismus mindestens verbal unterstützen. Und zwar auf Staatskosten.

Oder wir müssen unsere Reden so formulieren, dass sie kein Mensch mehr versteht. Zwei-, drei- und mehrdeutig mit vielen schwammigen Aussagen. Also eigentlich wie unsere Politiker
Aber ansonsten:
Psst....., Feind hört und liest mit.
Also das mit der Redefreiheit ist sehr kompliziert.Auch in einer Demokratie.Wer hier mal unverblümt Misstände anprangert wird gerne in irgendwelche politischen Ecken gestellt, als Stänkerer geächtet und bekommt die rote Karte gezeigt.Und da gibt es Tabuthemen, die sollte man mit Rücksicht auf seine Gesundheit nur sehr still und leise diskutieren. Am besten mit sich selbst vor dem Spiegel.
Und so wie die Stasi früher die Pressefreiheit begrenzt hat, so scheint diese Funktion in Teilen wohl inzwischen der Fundamentalismus übernommen zu haben.
Traurig...Traurig....

Und wenn sie mal auf die blöde Idee kommen sollten, ihren Dackel Ali zu nennen und das auf´s Dach seiner Hundehütte zu gravieren: Der Iran hat jetzt auch einen Spionagesatelliten und wenn dann demnächst beim Pieseln am Apfelbaum ihren Waldi eine Langstreckenrakete trifft, sind sie selber schuld.Aber wie immer trifft es ja dann wieder nur den Kleinen Dackel)

Also.Vorsicht. Pssst.......

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