Donnerstag, Januar 15, 2009

Wie das Fähnchen im Wind

Können sie sich noch an Ackermanns starke Worte entsinnen?
"Man(n) müsse sich schämen, Hilfe von Vater Staat anzunehmen"
Damals, also vor gar nicht langer Zeit, hieß es auch, die Deutsche Bank stehe noch recht gut positioniert im Markt. Während nunmehr die Milliardenverluste winken und die Übernahme der Post etwas anders läuft als geplant.


Gut, Hilfe von Vater Staat lehnt er weiterhin ab. Dafür übernimmt jetzt wohl die Deutsche Post die Deutsche Bank - statt umgekehrt. Na ja nicht ganz, nur teilweise.
Aber wem gehört die Post?
Jawollll, dem Staat! Äh, nein stop: Also: Die Post gehört zum Teil der Kfw. Und die KFW gehört dem Staat. Also:Wer wird jetzt Miteigentümer an der Deutschen Bank? Der Staat. Und wem gehört jetzt schon ein Viertel der Commerzbank? Dem Staat!

Können sie sich noch an die guten alten Zeiten errinnern, als der Staat kein Geld hatte? Da war Privatisierung das Zauberwort. Die Wirtschaft könne das eh´ alles besser und so fließe richtig Geld in die Kassen.
Und Heute, wo der Staat noch weniger Geld hat, kauft der wieder im großen Stil Firmen auf. Also wieder Verstaatlichung statt Privatisierung! Da jubeln die Linken. Obwohl. Denen ist momentan das Jubeln vor der Hessenwahl vergangen. Die machen es jetzt wie Ypsilanti und CO. Die zerlegen sich selbst.

Und damals, als der Staat kein Geld hatte, hieß es: Es ist kein Geld da für Bildung und Forschung. Soll doch der Putz von den Schuldecken bröseln.
Und jetzt, wo noch weniger Geld da ist, dreht der Wind: Es muss investiert werden in Bildung und Straßen. Es lebe der staatliche Konsum.

Und der Bürger brauche wieder mehr Geld in den Taschen, damit der Binnenmarkt angekurbelt wird. Konsumgutscheine, Abwrackprämie, Kindergelderhöhung, Kinderbonus, Steuerfreibetragserhöhung und vieles mehr. Super. Da frage ich mich jetzt aber ernsthaft: Warum sträubt sich der Staat so gegen Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst? Das wäre doch auch eine Maßnahme, dem kleinen Bürger mal was zukommen zu lassen. Und warum sitzt im Büdinger Sozialamt seit Monaten die Sachbearbeiterin verzweifelt über Stapeln von Anträgen, weil kein Geld da ist für die dringend benötigte weitere Stelle? Wenn der Staat Arbeitsplätze schafft, ist das doch auch gut für den Konsum oder jetzt doch nicht?

Und der Gesundheitsfonds sollte doch die Kosten deckeln oder reduzieren oder irgend wie so was. Und nun? Erstmal steigt der Beitrag und die Kassen jammern trotzdem, das reiche noch nicht. Und im Zuge der vielen Krisen hat der Staat jetzt beschlossen, den geplanten Beitrag wieder etwas zu senken. Wo das Geld herkommt, weiß aber wohl keiner so recht.

Und vor ein paar Monaten hieß es, die Renten würden dieses Jahr mal erfreulicherweise wieder steigen. Jetzt heißt es, auch die Rentner müssen ihren Anteil an der Krisenbewältigung beitragen.Klingt jetzt gar nicht mehr nach exzessiver Rentenerhöhung.

Also irgendwie ist das mit der Wirtschaft und der Politik wahnsinnig schwierig und kaum noch zu verstehen. Und verlassen kann man sich auf gar nichts mehr.

Das ist wie mit den vielen wahnsinnig gut ausgebildeten, erfahrenen und ungeheuer kompetenten Experten. Anfang 2008 prophezeiten ein Drittel ein Superbörsenjahr mit einem Dax jenseits jeder Erwartungen, ein Drittel sah eine gleichbleibende, wenig veränderte Entwicklung und der Rest erwartete ein Katastrophenjahr. In diesem Sinne. Die Experten haben immer Recht.

Nur der Professor Sinn vom IFO-Institut bleibt unveränderlich dabei:
Die hohen Löhne sind an allem schuld und nur Lohnzurückhaltung kann uns retten. Wenigstens einer mit Prinzipien.

Kennen sie eigentlich Prof. Sinns 6Punkte-Plan zur Rettung der Wirtschaft.
1.Weg mit den Gewerkschaften
2.Runter mit den Löhnen
3.Runter mit der Sozialhilfe
4.Runter mit der Sozialhilfe um Zuwanderung
5.Runter mit den Steuern für Gutverdienende und Firmen
6.Straf-Riestern für Kinderlose

Ich mag diesen Burschen einfach. Scharfsinig und immer wieder überraschend in seinen Thesen. So z.B. die These, dass zu hohe Löhne an allem Unglück der Welt schuld sind und man gegen den Kapitalismus in seiner raubtierartigen Form eh´ nichts unternehmen kann. Herausragend und unglaublich hilfreich.

Er erwartet übrigens auch ein von Krisen geprägtes 2009. Kein Wunder bei den hohen Löhnen, meint er.

Er hat auch herausgefunden, wie wir Deutschen dem Klimawandel am besten entgegenwirken: In dem wir diese blöde Ölsparerei und die grüne Politik aufgeben. Denn wenn wir soviel Öl einsparen, dass der Markt völlig übersättigt ist, dann sinkt der Ölpreis ins Bodenlose und die Chinesen und Amis verbrennen wie die Wilden dann das billige Öl. ´
Und weil die Ölscheichs die völlige Panik kriegen, dass die deutsche grüne Politik das Öl überflüssig macht, fördern die wie die Wilden, die Chinesen und die Amis verbrennen noch wilder das jetzt fast schon kostenlose Öl und das wäre natürlich verheerend für das Klima. Er nennt das "grünes Paradoxon"

Deswegen fahren deutsche Autos wahrscheinlich auch noch nicht mit Wasserstoff. Das wäre dann logischerweise das Ende des Klimas, so wie wir es momentan noch kennen.

Das ist genau so paradox, wie wenn der deutsche Normalbürger vor kurzem noch glaubte, wenn er weniger Wasser verbrauche, könne er Geld sparen.
Aber, Aber: Bei konstanten Fixkosten und sinkenderm Verbrauch erfordert ein ausgeglichener Haushalt steigende Preise. Oder andersrum: Je mehr Wasser wir verbrauchen, desto billiger kann der Kubikliter reines, klares Leitungswasser produziert werden. Das sogenannte Wasserspar-Paradoxum.

Also zusammenfassend. Nichts ist mehr wie früher und alles wird komplizierter und die Fähnchen im Wind drehen sich immer schneller. So wie es den Experten beliebt.

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