Also: Wie ja viele Ostern- und Weihnachtskirchgänger habe auch ich an den Feiertagen den Weg in die Büdinger Kirche angetreten und siehe da:
Die Worte des CDU-Politikers Volk, einiger FDPler und anderer geistig Weihrauchumnebelten sind auf fruchtbaren Boden gefallen.
Links und Rechts der Kirchentür postiert fanden sich zwei Messdiener dergestalt, wie man sie sonst vor Kreuzberger Großstadtdiscos findet.
Groß, breit und furchteinflößend.
"Ihre Kirchen-Card bitte" tönte es überraschend wohlklingend und nach kurzer Einführung derselben in den neuen Kirchen-Card-Reader an den Pforten zum Allerheiligsten sowie Überprüfung von Kirchensteueridentifikationsnummer, Personalausweis, Sonderspenden- oder Migrationsbescheinigung öffneten sich dieselben.
Für alle anderen gilt: 5.-Euro Erwachsene, Familien 12.-Euro, zuzgl. 2.-Euro für Sitzplatzgarantie solange Vorrat reicht.
Wer aber brav seine steuerlichen Pflichten erfüllt oder wegen Hartz-IV, Minderjährigkeit, Politikertum oder Kirchensteuersonderspendenplakette zugelassen wird, bekommt dafür kostenlos Gesang, Orgelmusik, Gebet, Predigt, eine Oblate und künftig eine Platzgarantie zu Weihnachten und Ostern. Inclusive einer Gratisbeichte mit Sündenerlass einmal jährlich. Weiterer Sündenerlass gegen Gebühr gestaffelt nach Schwere der Tat.
Neu auch der Einsatz des integrierten Bargeld-Chips am Weihwasserbecken sowie dem ultramodernen vollautomatischen Kerzenspender. Gegen eine geringfügige Gebühr von 50Cent sprudelt die Quelle der Wohltat für einen kurzen Moment.
Nur zu statistischen Zwecken werden die Kirchenbesuche und Beichten, Höhe der Spenden am Spendenautomaten sowie weitere nicht genau bekannte Details in einer zentralen Kirchendatei anonymisiert gespeichert.
Im Anschluss an diese kleinen neukirchlichen Formalitäten donnerte dann die Predigt des Pfarrers wohlklingend und tagesaktuell über die Gläubigen hinweg.
Keine verkrusteten Bibeltexte, altbekannte Briefe aus irgendwelchen staubzerfressenen Apostelbriefen oder lateinische Lateinaien.
Nein, Worte die mächtig wie Schwerter in die Seelen der braven Kirchensteuerzahler, vor allem der Jugendlichen eindrangen, sie aufrüttelten und ihre Herzen berührten, sie zu Tränen rührten. Praktisch von daher die überall vorhandenen Papiertaschentuch-Automaten, welche neben der Kirchen-Card auch Master oder Visa akzeptieren.
Worte die alle Krisengeschüttelten dieser Tage zutiefst bewegten, begeisterten und trösteten, der Jugend und den Bankengeschädigten Perspektiven aufzeigten und die Kirchengemeinde im gemeinsamen tosenden Gospelgesang einten.
Sorry, das hat jetzt hoffentlich keiner ernst genommen. Ist eher Satire und fern der Wirklichkeit. Glücklicherweise. Oder leider? Jedenfalls muss man sich schon wundern, auf welche spinnerten Ideen Politiker kommen können, wenn sie sonst wohl nichts zu tun haben.
Samstag, Dezember 27, 2008
Weihnachtsgottesdienst
Eingestellt von Dietmar um 3:24 PM
Labels: Politik, Religion und Kirche
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1 Kommentar:
Ha, ha,
Satire aber gut!
Das würde ich den Christen getreu ihres Wahlspruchspruchs: „Auge um Auge, Zahn um Zahn!“ glatt durchgehen lassen.
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