Gestatten: Angela, Nikolaeusin

Dieser vorweihnachtlichen Tage beschäftigt sich die Politik ja vor allem mit Einem: Wie sie die in harten Jahren mühsam ersparten Milliarden wieder unter das hungernde Volk werfen kann. Da kursieren die gewagtesten Vorschläge.


KFZ-Steuerbefreiung für sparsame Rolls-Royce und Pick-Up, Bonifikationen beim Neuwagenkauf, Mehrwertsteuersenkungen, Weihnachtsgeld für Hartz IV-ler und vieles mehr.
Aber am besten gefällt mir ja noch die Idee mit dem Konsum-Gutschein.

Samstag Morgen, halb Zehn in Deutschland. Knobbers-Zeit. Und vor der Tür steht Angela mit rotem! (nicht schwarzem) Gewand, Rauschebart und Sack (über der Schulter) und überreicht mir freudestrahlend einen Konsum-Gutschein über 500.-€.
Mit den herzlichen Worten: "Ho, Ho, Ho, - von Berlin da komm ich her, ich muss euch sagen, es kriselt gar sehr. Drum nehmt diese edle Gabe aus meiner Hand, sonst fährt die Wirtschaft voll gegen die Wand"

Stark, der Auftritt. Da würde ich nicht nein sagen. Obwohl unsere Nikoläusin Angela eher so guckt, als sei ihre eine Laus über den Niko gelaufen. Sie wehrt sich ja verzweifelt gegen Steuergeschenke aller Art. Mal schau´n, wie lange sie dem Druck standhalten kann, unsere Angie.

Und eigentlich ist es ja auch seltsam. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde die Mehrwertsteuer erhöht, die Pendlerpauschale gestrichen, ein Gebiss kann sich nach der Gesundheitsreform nur noch einer aus der Familie leisten (Opa mach, ich hab´auch Hunger), die Praxisgeführ wurde eingeführt, die Löhne und die Renten sanken real seit etlichen Jahren, der öffentliche Dienst reduziert gnadenlos sein Personal zu Gunsten der Arbeitsämter (Sorry: Jobcenter), der Gang in die Apotheke wird für manchen Dauerkranken zum finanziellen Showdown und die AOK bezahlt keine Bauchtanzkurse mehr.
Also mit anderen Worten: Der Kleinverdiener wurde so richtig finanziell ausgeblutet. Alles mit der Begründung, es sei kein Geld da und es müsse im Interesse späterer Generationen gespart werden.

Und auf einmal sprudeln jetzt die Milliarden. Für die Banken, für die Autobranche, die den Trend verpennt hat und jetzt die Quittung kriegt und ein paar Milliarden für den Steuerzahler. Leute, es ist noch Suppe da, wer hat noch nicht, wer will noch was.
Und plötzlich merkt es jetzt auch der dümmste Politiker. Wenn der Kleine Mann kein Geld hat, kann er auch keines ausgeben. Und immer mehr arbeitende Bürger können trotz Vollzeitjob davon ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Geschätzte 1,5 Milliarden zahlt der Staat momentan hinzu.
Und die anderen bringen ihr Geld ja eher nach Liechtenstein oder zur Schickeria in St.Tropez, was dem deutschen Einzelhandel jetzt nicht so viel bringt.
Und von wegen spätere Generationen, alles Quatsch. Welche späteren Generationen? Spätestens wenn alle jetzigen Krisen ausgestanden sind, fegt in ein paar Jahren die Ökokrise den Kontinent leer. Also was soll´s.
Her mit dem Konsum-Gutschein.

Und wenn jetzt schon so viele Milliarden zum Verteilen da sind, warum dann nicht endlich wieder diese blöde und nichtsbringende Praxisgebühr abschaffen, mal endlich genug (praxisgerecht ausgebildete) Lehrer einstellen, endlich mal wirklich und tatsächlich alternative Energien erforschen und mal so richtig in die Zukunft investieren. Es ist doch genug Schotter da. Und es ist doch auch eine Milchmädchenrechnung, so zu tun, als wäre jeder in Forschung und Bildung imvestierte Euro rausgeworfen. Das meiste kommt doch irgendwie wieder in die Staatskassen zurück.
Wenn wir Deutschen als erste das Wasserstoffauto auf den Markt werfen, können die Ölscheichs einpacken. Dann brennt in Berlin das Feuerwerk für 20 Millionen und nicht auf so ´ner künstlichen Insel vor Saudi-Arabien mit Hotelsuiten und Tagespreisen, für die mancher Jahre arbeiten muss.

Aber was soll´s. Wie gesagt. Her mit dem Konsum-Gutschein. Das schickt für die neue Wii mit Fitnesstrainer. Und versprochen: Der Umwelt zuliebe lasse ich die auch nicht tagsüber auf Stand-By stehen. Man weiß ja, was man der Umwelt schuldet.