Wer hätte das vor wenigen Monaten noch gedacht? Gar für irgendwie möglich gehalten? Was die Linken seit Jahrzehnten verzweifelt und erfolglos fordern, geschieht nun wie selbstverständlich. Deutschland auf dem Weg vom Neoliberalismus zum Sozialismus. Na ja, wenigstens zum kapitalistischen Sozialismus. Wir sind jetzt alle wieder eine große Familie, die sich gegenseitig stützt und in Notzeiten hilft. Fantastisch!
Wurde noch in jüngster Zeit ein Abbau des unbezahlbaren Sozialsystems gefordert, der Abbau staatlicher Regulierungen und die völlige Freigabe des Marktes, so wandelt sich nun das Bild.
Reumütig kehren die Bekehrten Sünder zurück an Mutters Brust, um sich an der süßen Muttermilch, dem hehren Nektar der selbstständig Lebensunfähigen zu erlaben: Den momentan in Strömen fließenden Steuergeldern.
Allen voran die großen, rationalisierten, automatisierten, globalisierten, diversifizierten, fusionierten und an der Börse notierten Unternehmen.
Und schnell macht das Wort die Runde:
"Bitte. Bitte liebe Mutter Staat. Hilf´ den völlig unschuldig in Not geratenen Firmen. Nehm´ uns wieder auf in dein beschützendes Nest, dein ehemals so verachtetes Soziales Netz."
All die von der Krise überraschten Banken, die ahnungslosen Autobauer und Chemikanten.
"Mein Gott" jammert der Autobauer, "Ölkrise, Umweltprobleme - seit wann denn? Hätte mir das bloß einer früher gesagt!"
Und diesmal trifft es auch die Ärmsten der Ärmsten. Beispielsweise den Hrn. Merckle, seines Zeichens (noch) fünftreichster Deutscher. Auch er wurde völlig ahnungslos überrascht. Und so hat er nur zum Wohle seiner Firmen und des deutschen Volkes Milliarden an der Börse verspekuliert und braucht nun dringend den mütterlichen Schutzschirm.
Getreu seinem Motto: Ratiopharm: Gute Steuergelder - gute Preise - gute Besserung.
All die völlig unschuldig in Not geratenen Helden der deutschen Wirtschaft, die zuvor durch gewagte Firmenkonstruktionen, Verlagerung ins Ausland, Spekulationen und Fusionen um jede Steuermark (Pardon: Steuereuro) verzweifelt gekämpft haben, kämpfen nun wieder. Um jede vom Staat zu ergatternde Steuerm.. äh jeden Steuereuro.
Und so sind wir jetzt alle wieder eine große Familie, einig Deutsche Land. Jeder hilft jedem, vor allem aber den Großen.
Drum wollen wir alle frohen Herzens Spenden. Bevor Hr. Merckle von Platz Fünf der Top-Ten auf den Platz Sieben abrutscht.
Donnerstag, November 20, 2008
Kapitalistischer Sozialismus
Eingestellt von Dietmar um 1:55 PM
Labels: Politik, Wirtschaft
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