Freitag, März 07, 2008

Sport ist (Selbst)Mord


Nach seiner spektakulären Flucht irrte unser rasender Reporter Fearless Joe nun durch die nebel- und smogverhangenen Straßen Chinas. Und musste feststellen: Überleben im Großstadtdschungel ist eine echte Herausforderung. Da kann man über Dschungelcamp nur müde lachen.

Nicht nur, dass für europäische Atemsysteme ein Schadstoffgehalt von 99.9% tötlich sein kann, es lauern im undurchdringlichen Smog noch weit größere Gefahren.
So landete ich letztlich auf einer großzügig angelegten Wiesenlandschaft, als ein unangenehm zischendes Geräusch auf mich zu kam. Eiskalte Schauer liefen mir den Rücken herunter und nur ein wagemutiger Sprung rettete vor dem Speer, dessen tomatenmesserscharfe Spitze sich Nanosekinden später in todbringender Geschwindigkeit in den Rasen bohrte.

Doch die Gefahr war längst nicht gebannt. Als nächstes flogen stählerne Kugeln durch den Smog heran und erneut konnten nur selbstmörderische Ausweichmanöver vor der endgültigen Vernichtung retten.
Sollte ich in einer fernöstlichen Ausgabe des "Circus Maximus" gelandet sein, wo die Morituri -die zum Tode verurteilten- gnadenlos gehetzt werden.
Oder war dies die chinesische Art des Dschungelcamp? Mit Strafgefangenen als Bewohner und nur einer gewinnt die Freiheit? Wann würden die Löwen losgelassen zur endgültigen totalen Vernichtung?

In diesem Moment unterbrach ein wütendes Trampeln zahlreicher Füße meine Gedanken. Ein wildes, rythmisches Stampfen, das rasch auf mich zu kam. Die Löwen? Nein, schlimmer. Eine ganze Horde unheimlicher, Gasmasken tragender Bodybuilder in Boxershorts donnerte heran wie ein alles vernichtender tonnenschwerer Geisterzug. Wie Mehdorns Rache(feld)zug nach der verlorenen Schlacht.

Meine Güte. Sollte der Rechtsradikalismus China erreicht haben? Aber warum keine Kampfanzüge, sondern kurze Höschen? Rommels bisher unentdeckte Superwaffe?
Oder drehen die hier eine Mischung aus Römerfilm und Smog-Nebel des Grauens?

Glücklicherweise löste sich im Gegensatz zum Nebel alles in klärendem Wohlgefallen auf. Dies war ein Pekinger Trainingslager für die kommende Olympiade.
Dicke Luft in Peking und so mancher Sportler traut sich kaum noch den Mund aufzumachen (naja, nichts neues in China) geschweige denn zu atmen.
Beim 100m-Lauf mag das angehen, beim Marathon wird´s dann doch schwierig.
Nun denn, der moderne Sportler trägt dann halt Maske.

Das werden wohl lustige Spiele.
Die Sportler mit Gasmasken, die Zuschauer mit Wärmebildkameras, um durch den Smog wenigstens noch etwas zu erkennen.
Und die Linienrichter beim Speerwurf und Kugelstoßen mit Ritterüstung als Schutz vor aus dem Nebel auftauchenden Sportgeräten.
Die schmutzigsten Spiele aller Zeiten. Nur rein klimatechnisch. Ansonsten ist das mit der Sauberkeit ja wie in der Politik. Wer hat da noch ne wirklich reine Weste.

Statt im mexikanischen Hochland soll ja mancher Sportler zur Vorbereitung die nächste KFZ-Werkstatt im Ruhrgebiet neben dem Kohlekraftwerk bevorzugen. Bei laufendem Motor. Man muss sich halt anpassen und abhärten.

Aber jetzt brauche ich erst mal frische Luft.
Die soll es hier ja in Dosen zu kaufen geben. Imported from Schwarzwald.
China eben, das Land der unbegrenzten Möglichkeit. Nur die Sichtweite lässt zu wünschen übrig.

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