Samstag, Februar 23, 2008

Freddy – Eine Kakerlake philosophiert über Lehrer, Größenwahn und holländischen Käse


Meine Enkelin hat gesagt: „ Wenn man die Lehrer auf dem Büdinger Gymnasium nach meinem Namen fragen würde, wüssten ihn viele gar nicht“
Freddy wollte ja eigentlich ganz anders schreiben, aber als er Heute diesen Satz aus dem Mund einer geplagten Oma hörte, musste er ihn einfach aufgreifen.

Das passt zu dem was er kürzlich erlebt hatte.
Da saß Freddy Kakerlak auf seinem Lieblingsplatz – hoch oben auf dem Klassenschrank im Büdinger Gymnasium WEG – und wäre fast eingeschlafen, als die laute Stimme des Lehrkörpers ihn aufschreckte: „Nuschel doch nicht so rum, sprech´ deutlich“ oder so ähnlich.

Und da stand vorne vor der Klasse eine Schülerin, die sollte ein Referat vortragen. Und selbst Freddy hatte schon bemerkt, dass die junge Dame seit mehreren Wochen so ein komisches Stahlgestell im Mund hatte. Spange oder so nennen das die Menschen. „ Vielleicht können die Menschenkinder damit besser Nüsse knacken“ dachte Freddy, „aber deutlich sprechen ist schon schwierig mit zwei Zentnern gehärtetem Edelstahl im Kiefer.“
Dass der Lehrkörper nachher mit tränenerstickter Stimme meinte, es sei nicht so gemeint gewesen, ändert irgendwie auch nichts mehr.

Freddy dachte immer, er sei (glücklicherweise) Luft und praktisch unsichtbar für die Büdinger Lehrer. Aber nein, da sitzen die Schüler wie beim Fernsehen in der ersten Reihe und keiner sieht sie. das ist doch noch viel erschreckender.

Freddy hatte ja schon öfters mal Sprüche wie „Bei über 120 Schülern kann ich mich um den Einzelnen nicht kümmern“ oder „Wer mitkommt, kommt mit und wer nicht mitkommt, kommt eben nicht mit. Da kann ich auch nicht viel machen.“ gehört.
Aber so wirklich begriffen hat er das er jetzt.
Mutti hatte immer zärtlich zu ihm gesagt: „ Meine kleine Küchenschabe, ich habe so viele Kinder, aber ich kenne euch alle mit Namen“
Wie schlimm muss es für ein Menschenkind sein, wenn sein Name vergessen wird.

Die Menschen sprechen da von Zentralisierung, Synergieeffekten, Effizienz und Einsparpotentialen im schulischen Bereich. Also: Effizienz ist, wenn der Lehrer den Schüler nicht mehr kennt und auch nicht zur Kenntnis nimmt. Freddy spricht da eher von menschlichem Globalisierungs-, Zentralisierungs- und Größenwahn.

Freddy denkt da gerne an das Beispiel vom globalisierten Steakburger:
Die Brötchen aus einer belgischen Brotfabrik, der Salat und der Käse aus Holland, das Fleisch von argentinischen Rindern, der Strom aus einem französischem Atomkraftwerk, etwas irische Butter, eine Brise mexikanische Salsa dazu, ein 1-Euro-Jobber aus Indonesien mit deutschen Gesundheitspass - und fertig. Mit dem nachgerechneten statistischen Energieaufwand für ein einziges Global-Brötchen könnte der www.jungborn-büdingen.de seine Seite bis ins dritte Jahrtausend betreiben.
Nein, Freddy isst keine irische Butter und keinen holländischen Käse mehr und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz.
Bescheuert. Die deutschen Bauern klagen, die Klimaschützer klagen, die Asthmakranken klagen und die Menschen transportieren mit den dicken Dieselfressern über tausende von Kilometern die Milchprodukte nach Deutschland. Essen die Iren eigentlich dann die deutsche Butter?
Und die moderne Wissenschaft macht sich Gedanken über Methanfilteranlagen für Kuhställe, weil die Kühe mit ihrer Furzerei das Ozonloch vergrößern.
Das gilt auch für Jogger und sonstige Sportler. Also jetzt bitte nicht missverstehen. Obwohl, das vielleicht auch. Aber der Sauerstoffverbrauch und CO²- Ausstoß ist da wesentlich höher wie im Normalzustand. Wenn die Menschen ihr Leben etwas ruhiger gestalten würden, wäre das Klimaproblem gelöst. Meint Freddy.

Aber jetzt stolpern wir von einem Thema ins andere. A propos „Themen im Schulunterricht“. Ein anderes Mal.
Und in der Büdinger Altstadt soll ja demnächst auch gestolpert werden. Hält Freddy nicht viel von. Mancher Dreck ist selbst für eine gestandene Kakerlake zu stinkig, als dass man ihn ständig wieder aufwühlt.

Aber jetzt verschwindet Freddy schnell wieder im Keller, sonst gibt das kein Ende Heute.
A propos „kein Ende“. Wie im hessischen Nachwahlkampfpoker. Und da will die YPS jetzt doch mit den Linken. Nicht aktiv, nein nur so ein bisschen passiv oder so. Irgendwie hinterhältig. Die ist halt auch nur ein Mensch, aber tierisch sauer, dass sie jetzt doch keine so machtvoll glänzende Wahlkampfgewinnerin ist.
Um es mit Puccini zu sagen:
Braveggia,urla! Trafetta a palesarmi il fondo dell´ alma ria!
Wahlkampftechnisch wäre doch – wenn auch genauso verlogen – die Offenbarung nach der Hamburgwahl besser gewesen.
A propos - nein - Schluss jetzt.

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