Montag, Februar 04, 2008

Back to the roots


Auch www.terrapie.de will sich dem momentanen Trend nicht verweigern, in die geschichtliche Vergangenheit zurück zu blicken.
Vielleicht ist es ihnen ja aufgefallen: Nicht Star-Wars, Enterprise und Co. bestimmen das Geschehen. Vielmehr sind es gewaltige mittelalterliche Schlachten, Geschichten von Dungeons and Dragons, Zaubereren, Piraten und Drachenreitern.

Edgar Wallace, Miss Marple und Heinz Rühmann stehen mittlerweile in trauter Gemeinsamkeit neben blutgetränkten Horrorstreifen und Schlachtenfilmen in der Videothek oder laufen unverdrossen auf Tele5.
Mittelalterliche Feste überall, Leben wie Robinson auf einer Insel, zurück zum einfachen Leben im Dschungelcamp. Und die Sehnsucht nach der guten alten D-Mark ist ungebrochen.

Wo ist denn da noch Platz für den Markt der Zukunft in unseren Gedanken?

So das umherhopsende Maiskorn. Ich bin kerngesund, genmanipuliert und gesund.

Oder der Allianz-Rentner: 120 Jahre dank Viva-Long-Spritze für die Besserverdienenden. Potent und Elangeladen am Steuer seines 2000er-Turbo-Bootes.

Oder die Krönung der Genmanipulation: Die nie mehr wegrollende viereckige Erbse.

In der Werbung heißt es immer noch "Wie zu Omas Zeiten". Obwohl in der Tütensuppe nicht mehr viel aus Omas Kräutergarten drin ist.

Überhaupt: Was war die gute alte Zeit? Inquisition und Massenmord im Namen der Religionen, Lebra, Pest und Cholera. Vietnam, die Vertreibung der Indianer, Hitler, RAF, der kalte Krieg und Big-Brother?
Warum blicken wir lieber zurück als nach vorne?
Das wäre sicher Stoff für eine 10-bändige "Enceclopädia historicus"

Doch eine kurze, gewagte These will ich hier stellen. Die moderne Zeit, die um sich wuchernde Globalisierung beraubt die Menschheit immer stärker ihrer kulturellen und sozialen Wurzeln und überfordert sie.
Single statt Familie, alle 3 Monate ein neues Handy, alle 5 Jahre eine neue Ehe, alle 3 Jahre ein neuer Job, Ersatz der Wirklichkeit durch die Medienwirklichkeit.
Die Super-Nanny ersetzt Oma´s Erziehung. Eine ständige Sintflut neuer Regeln, Gesetze, wissenschaftlicher Erkenntnisse, Erfindungen.
Geht es nach Politik, Wissenschaft, EU und vor allem Kapital darf nichts bleiben wie es ist. Muss alles revolutionär und schnellstens optimiert und verändert werden.
Sollen alle Wurzel rausgerissen werden, um Neues zu erschaffen - was auch immer.
Veränderung um der Veränderung willen.

Doch ich glaube unbewusst und heimlich sehnt sich die ( zumindest westliche) Menschheit nach Beständigkeit und einer etwas langsameren Gangart des Lebens. Mehr Einfachheit, Natürlichkeit, weniger Veränderung und stärkeren Wurzeln.

Da fällt mit jetzt spontan der junge, verzweifelte Mann vor dem Marmeladenregal ein. 30 Sorten von mindestens 7 Firmen. Da blieb ihm nur der Handynotruf zur Freundin. " Schatz, ich weiss nicht weiter" Ich nehme an, spätestens in der Süßwarenabteilung mit geschätzten 364 Artikeln kam der geistige Kurzschluss.

Deswegen vielleicht nicht zurück zu Inquisition, Pest und Cholera. Aber auch der moderne Mensch braucht seine Wurzel und eine gewisse Beständigkeit. Vielleicht sehnt er sich deswegen in unserer hektischen Zeit so sehr nach der guten, alten Zeit.

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