Es war einmal ein armer, alter Schuster.
Seine Frau war schon lange verstorben und er wohnte alleine mit seinen vier Kindern in einer bescheidenen Hütte. Weit weg von der großen, reichen Stadt. Niemand kümmerte sich um ihn, seine Kinder hatten keine echten Freunde, weil sie sich keinen I-Pod leisten konnten und auch keine Markenklamotten.
Der Schuster ernährte seine Familie mehr schlecht als recht von dem bisschen Hartz-IV und dem 1-Euro-Job seiner großen Tochter. Schuhe ließ sich keiner mehr reparieren, weil jeder in der reichen Stadt nur noch teure I-Pods kaufte und billige Schuhe aus dem Ostblock. Und weil der Strom schon wieder teurer geworden war, konnte er die Hütte nicht mehr heizen und seine Kinder wurden krank. Und seit der letzten Gesundheitsreform konnte er sich auch keine Medikamente mehr leisten. Und die neue Klimaschutzplakette für sein rostiges Auto schon gar nicht. Doch das alles störte keinen.
Die paar Hühner hinter´m Haus hatten ihm auch noch die bösen Wölfe geholt und so gingen auch die Vorräte zur Neige und der Schuster wurde immer verzweifelter.
Bis eines Abend sich vor der Hütte ein fürchterliches Geheule und Geschreie erhob.
Rote, grüne, weiße, schwarze, braune und viele andere Wölfe tanzten um die Hütte herum und schrieen um die Wette: " Klimaschutz, Riester, Arbeit für alle, Mindestlohn, Pisa, Schuldentilgung..." und vieles mehr. Und dabei pinkelten sie an alle Laternenmaste, um ihr Revier zu markieren und malten wundervolle Bilder. Mit Schäfchen und noch wundervolleren Menschen drauf und hängten sie an die Laternenmaste.
Ein paar grüne Wölfe kratzen an der Tür und riefen:
Schuster, Schuster, wir setzen dir ein Windrad in den Garten. Dann kriegst du sauberen Strom und die Luft bleibt rein.
Doch der Bauer sagte: "Ich trau euch nicht. Und davon werden meine Kinder weder satt noch gesund."
Da kratzten die roten Wölfe an der Tür und schmeichelten:
"Schuster,Schuster - lass´uns rein. Wenn deine Kinder später Arbeit haben, sollen sie mindestens gut verdienen und sie können auch Burka tragen, wenn sie wollen."
Doch der Bauer sagte: "Ich trau euch nicht. Und davon werden meine Kinder weder satt noch gesund."
Da kratzen die weißen Wölfe an der Tür und sangen: "Wir bringen dir Weltfrieden. Warte und hoffe und alles wird gut"
Doch der Bauer ließ sie nicht herein und wartete und hoffte, doch seine Kinder wurden immer hungriger und die Not größer.
Und auch die schwarzen Wölfe kratzten an der Tür und sagten: "Lass´uns rein, wir sorgen für Sicherheit in der Schule. Und bauen neue und bessere Gefängnisse"
Und noch viele andere Wölfe kratzen an der Tür und erzählten von Renten und Staatsschulden und Rürup und vielem mehr. Doch das half dem armen Schuster nicht.
Eines Tages kratzten die braunen Wölfe an der Tür und schrieen laut:
"He Schuster - lass´uns rein. Du kannst unsere Springerstiefel neu besohlen und deine Kinder können bei uns mitspielen und mit uns um die Wette gegen die Laternenmaste pinkeln.
Und wir haben einen Zaubertopf, der kocht süßen, braunen Brei.
Da ließ der Schuster in seiner Not die braunen Wölfe in seine Hütte. Und besohlte ihnen die Springerstiefel. Die Wölfe bauten ihm sogar eine Autobahn bis vor die Hütte und einen Sportplatz. Und stellten einen riesigen Topf auf den Herd, in dem sie wunderbaren süßen braunen Brei kochten. Die Kinder wurden gesund und satt, hatten endlich Freunde gefunden und bekamen auch wunderschöne neue Springerstiefel.
Doch der Topf kochte immer weiter und weiter und es wurde immer mehr süßer, brauner Brei. Der Brei quoll schließlich aus dem Topf heraus und es wurde immer mehr. Der braune Brei verteilte sich überall in der Hütte, quoll auch aus der Hütte heraus und schon bald stand der braune Brei allen bis zum Hals. Dem Schuster, seinen Kindern, den Wölfen vor der Tür. Der braune Brei überschwemmte sogar die ganze Stadt und wurde irgendwann zu einem riesigen braunen Sumpf.
Und seitdem hat Niemand mehr etwas von dem Schuster, seinen Kindern oder den anderen Wölfen gehört. Nur ab und zu sieht man im Vorbeifahren hier und dort einen braunen Sumpf.
Und manchmal hört man in stillen Vollmondnächten leises Wolfsgeheul.
Und die Moral von der Geschicht´:
Trau den Wahlkampfsprüchen nicht.
Dienstag, Januar 15, 2008
Das Märchen vom süßen,braunen Brei
Eingestellt von Dietmar um 9:06 AM
Labels: terrapie´s Märchenecke
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