Montag, November 26, 2007

Extremsporting am Totensonntag

Ein Tip für ihr nächstes Survivaltraining:
Haben sie schon Mal einen Totensonntag in Büdingen-Büches erlebt. Das ist echt abgefahren und was für Extremsportler und tierisch hartgesottene Typen.

Ganz krass ist das ja für den Typen, der die Glocke läutet.
Nicht was sie jetzt denken. Das da einer ein kleines Friedhofsglöckchen mit nem Bindfaden dran läutet. Nee, das zarte Glockenläuten würde die ebenfalls zartbesaitete Nachbarschaft neben dem Friedhof extrem belasten.
Obwohl das ja auch keiner so recht kapiert. Ne kleine Glocke auf´m Friedhof oder die Monsterglocke in Ortsmitte? Das bringt doch beides jene zarten Wesen aus dem Gleichgewicht.
Egal. Auf jeden Fall heißt es, die alte Schulglocke in Ortsmitte zu läuten. Die funktioniert leider schon elektrisch. Wäre noch abgefahrener, wenn der Typ sich da noch wie früher ans Seil hängen müsste. Aber man(n) kann ja nicht alles haben.

Also: Der Typ beginnt also während Pfarrer und die Gemeinde der Hartgesottenen schon auf dem Friedhof in der klirrenden Kälte warten mit dem Glockenläuten. So Ding-Dong-Ding-Dong volle Möhre.
Anschließend muss er krass abgefahren von der alten Schule den steilen Berg auf den Friedhof sprinten. Gegenwind, starker Regen und mindestens 75% Steigung. Da rollt normalerweise jeder Landrover wieder rückwarts runter. Aber nicht dieser Bär von Mann.
Und jetzt kommt der Hammer. Ausgepowert und nur noch leise röchelnd heißt es jetzt im tiefen Alt den Kirchenchor zu unterstützen. Das soll ihm mal einer nachmachen. Echt stark, dieses Extrem-Totensonntag-Singing.

Und wem das jetzt noch nicht hart genug ist: Abwarten.
Wer jetzt glaubt, das war´s, der irrt gewaltig.

Das ganze findet in der seitlich offenen Friedhofshalle oben am Berg statt.
Groovy, was? November, ihr wisst, was das heißt. Starker Wind wechselnd Nord-Ost-Süd-West. Extra für dieses epochale Sportereignis wurden sogar die Büsche rundherum auf ein Minimum gestutzt, die hätten ja wenigstens etwas Schutz geboten.
Aber so: Eiskalte Windboen, die wie spitze Nadeln die feuchte Luft ins Gesicht der Sänger und der restlichen Gemeinde peitschen. Da schnappt sogar der anwesende Büdinger Bürgermeister nach Luft wie´n Fisch auf´m Land. Der ist ja politisch starken Gegenwind gewohnt in Büdingen. Aber das auf´m Bücheser Friedhof ist echt nur was für Siegertypen und Hartgesottene.

Und das Ganze im Stehen, die Gräber in Sichtweite. Da denkt so mancher an sein letztes Stündlein.
Aber auch dieses Jahr hat es glücklicherweise keine Verluste gegeben und so treffen sich alle wieder im nächsten Jahr. Wenn es wieder heisst: "Extremsinging auf´m Friedhof in Büdingen-Büches."

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