Freitag, April 22, 2011

Tränen der Rührung



Haben sie das auch gesehen?
Wahnsinn, ergreifend, zum Ableben schön.
Die Pressekonferenz des Neuer.
Das stellte selbst "vom Winde verweht" und den "Untergang der Titanic" in den Schatten. Da tritt ein junger Mann vor die Presse und erzählt aus tiefstem Herzen. Was er alles seinem Verein zu verdanken hat, wie wohl er sich fühlt. Allumfassende Geborgenheit, Kameradschaft, Freundschaft und Heimat umgibt die gebannten Zuhörer.
Nach all den Berichten über in tiefe Depression verfallene Fußballer, härtesten Konkurrenzkampf und Intrigen im Deutschen Fußball ein erschütterndes und Hoffnung gebendes Dokument, dass es auch anders laufen kann. ( Anm. der Redaktion:könnte)
Ein absolutes Novum. Da liebt einer seinen Verein aus vollem Herzen, seine Mitspieler, den Fußballsport, einfach alles. Fühlt sich pudelwohl und geborgen im Kreise der großen Fußballfamilie. Und verdient bestimmt auch nicht schlecht dabei.


Den Zuschauern und auch Neuer selbst stockten bei so viel positiven Emotionen schier der Atem und die Worte. Ich hätte mir gewünscht, dass der junge Mann mal sein Trikot auszieht. Der muss ja grün und blau geprügelt sein. Jetzt nicht wegen der wütenden Schalke- oder Bayernfans. Nein. Sondern weil ihn sein Vermögensberater regelrecht von Schalke wegprügeln musste.
Denn die ganze Geschichte von Heimat, Fußballglück, ewig währender Kameradschaft und so weiter hat einen kleinen Hacken. Das bessere Angebot.

Ein rührendes Stück Fußballgeschichte. Fast hätte es eine Zensur im Profifußball gegeben. Einen Neuanfang, eine Neuorientierung hin zu alten Tugenden.
Doch trotz all der Tränen, Leiden und dem schönen Gefühl, dass Fußball mehr ist als 22 Beine, die hinter einem Ball her rennen. Trotz all der schönen, bewegenden Bilder des Neuer.

Zum Schluss zählt doch nur der schnöde Mammon. Die Knete, die Kohle, die Mäuse, der Erfolg in Zahlen, die internationale Karriere.
Also alles in allem. Zum Heulen schön dieses Märchen von der schönen, neuen Fußballwelt. Aber eben doch bloß ein Märchen, Herr Neuer.

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