Wir schreiben das Jahr 1989.
Mitten im Herzen Europas, hinter hohen Mauern, Stacheldraht und Selbstschussanlagen wird ein ganzes Volk in kollektiver Geiselhaft gehalten. Alle politischen Versuche, diese Mauer mitten durch Europas Herz nieder zu reißen scheitern. Ohnmächtig und nicht bereit das enorme Risiko einer gewaltsamen Befreiung eines geknechteten, unter Dauerbeobachtung durch den Staat stehenden Volkes einzugehen, schauen die westlichen Nachbarländer tatenlos zu. Während sich dort hinter hohen Mauern und Stacheldraht Millionen persönlicher Tragödien abspielen. Ein Volk nach Reisefreiheit, freier Meinungsäußerung und Bananen hungert.
Doch der Ruf nach Selbstbestimmung und persönlicher Freiheit lässt sich nicht auf ewig in die tiefsten Winkel der verletzten Seelen verbannen und so mehren sich die Anzeichen für eine kommende Rebellion. Anfangs nur vereinzelt, doch inzwischen in Scharen wenden sich die Bürger ganz offen ab von diesem System totalitärer Unterdrückung.
Hunderte, Tausende und nunmehr Hunderttausende Revolutionäre versammeln sich auf den Straßen und öffentlichen Plätzen und fordern Veränderung, den Sturz des politischen Systems. Doch die politische Führerschaft zeigt sich bereit, den Aufstand des geknechteten Volkes notfalls mit Gewalt zu beenden. Die Lage eskaliert. Das Militär wird in Alarmbereitschaft versetzt, Panzer fahren auf und öffentliche Plätze werden von schwer bewaffneten Elitesoldaten abgeriegelt. Das System lässt seine Muskeln spielen und ein blutiger Bürgerkrieg scheint bevor zu stehen. Ein Krieg, in dem es nur einen Verlierer geben kann. Die Freiheit. Im Stich gelassen von seinen direkte Nachbarstaaten.
Was viele bis Heute nicht wissen: In ihrer Verzweiflung wenden sich die Revolutionäre an die Gemeinschaft Afrikanisch-Muslimisch-Arabischer Staaten und erbitten Hilfe.
Und ihr Flehen wird erhört. Schon innerhalb kürzester Zeit steht die gewaltige Afrikanisch-Muslimisch-Arabische Kriegsmacht bereit, den Revolutionären zu Seite zu stehen in ihrem Kampf für Menschenrechte. Iranische, Jemenitische und zahlreiche weitere Kampfflugzeuge starten gen Westen für Menschenrechte und Freiheit.
Nun, glücklicherweise sollte es ein Happy-End geben auch ohne den Einsatz kriegerischer Mittel. Der gemeinsame Aufschrei des Volkes ließ letzten Endes die Mauern zerbrechen, das Volk sich von seinen Fesseln unblutig befreien. Doch nicht jede Rebellion des Volkes endet dergestalt.
Schauen wir uns doch mal ein paar Jahre später– auch unter menschenrechtlichen Gesichtspunkten- um auf dieser Welt. Ägypten, Tunesien, Tschetschenien, Jemen, Elfenbeinküste, Ruanda. Nein Sorry, nach Ruanda schauen wir lieber nicht zurück. Schauen wir nach vorne.
Vielleicht nach China, Bahrein, Saudi-Arabien, Iran, Syrien. Oder nein, noch besser. Schauen wir doch mal nach Libyen. Ein dankbares Ziel für westliche Hilfe. Nachdem Gaddafi über Jahrzehnte hofiert wurde und als Vorbild geläuterter Terroristen galt, ist er nun in Ungnade gefallen. Scheinbar selbst bei denjenigen, die sonst bei jeder möglichen Gelegenheit den Heiligen Krieg gegen den Westen ausrufen. Und so hat die westliche Gemeinschaft alle Möglichkeiten in Übereinstimmung mit der Arabischen Welt und dem Schweigen der Nachbarstaaten einen weiteren Despoten von der Erdoberfläche zu fegen. Das ist natürlich nicht das erklärte Ziel. Das wäre völkerrechtlich schwierig. Nein, es geht nur um den Schutz der Rebellen. Wenn Gaddafi so nebenher verschwindet, um so besser.
Die westliche Gemeinschaft, also genauer gesagt: Frankreich, Großbritannien und die USA.
Glücklicherweise erledigen diese schon mal die Drecksarbeit, bis die Nato ihre Einsatzpläne vorbereitet hat. Hier wird noch etwas gezögert mit der Übernahme von Verantwortung und Führung. Nicht jeder braucht halt so dringend und um jeden Preis wie Sarkozy schnelle politische Erfolge vor den Wahlen. Und die muslimische Welt hält zwar still, aber direkt beteiligen will man sich auch nicht. Dann kann man vielleicht später doch mal irgendwann den heiligen Krieg ausrufen, weil der Ami wie immer federführend mal wieder einen Gottesstaat angegriffen hat.
Und natürlich zaudert auch Deutschland. Duldung ja, aber kein direkter Kriegseinsatz. Wie feige.
Selbst die SPD und die Grünen können da nur verwundert die Köpfe schütteln. Natürlich hätten Herr Steinmeier und Herr Özdemir sofort die UN-Resolution für den Kriegseinsatz unterschrieben. Herr Özdemir allerdings mit einem kleinen Sternchen und einem dreiseitigen Anhang, indem er erklärt, dass:
er Krieg nicht für das richtige Mittel hält
er keine Deutsche Beteiligung am Krieg möchte
er um Beachtung ökologischer Grundsätze bei der Bombardierung bittet. Also z.B. keine Bombenabwürfe über Gebieten mit vom Aussterben bedrohten Tierarten etc.
er die ausschließliche Verwendung umweltverträglich abbaubarer Munition fordert
und natürlich vieles mehr.
Aber ansonsten ist er natürlich voll mit der Resolution einverstanden. Je näher die nächsten Wahlen, desto mehr wird der Opposition nach anfänglichen Zweifeln bewusst, wie falsch die Enthaltung der Regierung war.
Nur schade, dass die Regierung nicht zugestimmt hat, dann hätte die Opposition sich noch viel deutlicher gegen die Position der Regierung aussprechen können. Aber gut. Politik ist eben ein schwieriges Geschäft.
Wie auch immer. Hoffen wir, dass Libyen kein zweites Afghanistan wird, Gaddafi schnell ins Exil verschwindet, die jetzt im Kampf vereinten Rebellen sich nicht hinterher gegenseitig umbringen und das neue Libyen wirklich ein freiheitliches wird.
Dann kann sich der Westen das nächste Ziel aussuchen. Es gibt noch so viel zu tun. Packen wir es an. Gab es da im Iran nicht auch vor kurzer Zeit mal eine Rebellion, eine kleine zumindest?
Und noch mal zur Enthaltung der Regierung. Wir befrieden schon Afghanistan und begleichen zum großen Teil die Schulden der Pleitestaaten in Europa. Da darf man ruhig auch mal nein sagen bzw. sich enthalten. Zumal man nicht verteilen kann, was man nicht hat. Geld scheint ja genug vorhanden zu sein. Aber Soldaten? Seit der Bundeswehrreform muss man ja froh sein, wenn die Pförtnerhäuschen der Kasernen noch besetzt sind. Oder?
Donnerstag, März 24, 2011
Viva la Rebellion
Eingestellt von
Dietmar
um
3:28 PM
Labels: Global.Welt ohne Grenzen, Politik
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