Ja, ist doch Super. Super mit 10% Bio drin.Nur 5% mehr als eh´schon und deswegen so viel Theater. Aber was man in Krisenzeiten halt so macht. Man beruft einen Krisengipfel ein und tatsächlich. Ist es ihnen auch aufgefallen. Heute Morgen an der Tanke. Der Gipfel war ein voller Erfolg. Schließlich hatten Deutschlands Eliten aus Politik und Mineralölindustrie in einer mehr als einstündigen Mammutsitzung beschlossen, kleine Handzettelchen an den Tankstellen zu verteilen. Um den Verbraucher zeitnah und allumfassend zu informieren.
Kilometerlange Schlangen vor der neuen grünen Zapfsäule mit den Blümchenaufklebern. Volksfeststimmung in Deutschland zu Beginn des Aufbruchs in ein neues sauberes Zeitalter. Heerscharen Birkenstocktragender Ökos, fein rausgeputzte Smokingträger und Sonstige warteten friedlich vereint geduldig auf den neuen Superstoff, aus dem ehemals auch Grüne Träume waren.
Während hier und da zwischen den langen Autokorsos die transportablen Grillkohle-Grills unauffällig CO-2 verströmten, sich leckere Gerüche unter die Benzindämpfe mischten und von der Politik noch unverdorbenes Kinderlachen allerorten erschallte. Ökoparty in ganz Deutschland.
Kein Wunder. Man weiß natürlich nicht, ob das alles wirklich stimmt. Aber die so allgemein gemunkelten Vorteile von E10 wissen zu überzeugen.
E10 klingt ja eher nach Aromastoff oder Pflanzenschutzmittel. Und ähnlich aggressiv soll es ja sein. Benzinleitungen vernichten, Aluminiumteile zerstören und ganze Motorblöcke zum bersten bringen. Von den noch nicht erforschten Langzeitschäden für Mensch, Technik und Geldbeutel ganz abgesehen. Und die Ökobilanz: erste Sahne.
Was hinterher an Abgasen eingespart wird, wurde vorher bei der Produktion bereits verbraucht.
Wobei erste Stimmen ja von einem durchschnittlichen Mehrverbrauch an Benzin sprechen, was ein kleiner Wermutstropfen wäre.
Und um demnächst E15 oder E20 zu produzieren werden in Deutschland endlich die langersehnten blühenden Landschaften entstehen. Sämtlich Äcker und ehemals stillgelegte Vogelschutzgebiete verwandeln künftig Deutschland in ein riesiges Treibstoffanbaugebiet.
Und die Rohstoffe für das tägliche Brot werden dann Preistreibend aus den Unterentwicklungsländern eingeführt.
Welcher Verbraucher kann bei diesen Argumenten schon widerstehen. Da muss man doch einfach zugreifen oder besser zutanken.
Bleibt die Frage: Wer muss denn jetzt eigentlich demnächst zurücktreten. Irgendeine Brüsseler Kommission, die ehemalige große Koalition, der momentane Umweltminister, irgendein Sündenbock der Mineralölindustrie oder die Presse, die vor lauter Guttenbergomanie das Thema E10 vergessen hat. Oder der geheimnisvolle, noch unbekannte Dritte, der für die übereilte Einführung von E10 verantwortlich ist?
Und muss ich meinen Rasenmäher demnächst mit Super-Racing-Plus betanken und ihn damit zur rasenden Höllenmaschine umfunktionieren?
Und zum alles klärenden Schluss noch die Aussage des Grünen-Politikers Özdemir auf die Frage nach seiner Meinung zu E10. „Ich bin für ein Tempolimit auf Autobahnen“
Damit ist ja wohl alles klar. Auch dass wie immer der kleine Mann zum Schluss wieder die Zeche zahlen darf. So oder so und an wen auch immer.
Dabei wäre aktiver Umweltschutz doch so einfach. Endlich den Schwerlastverkehr auf die Schiene und vernünftige Preise im Nahverkehr. Für 19.-Euro im Supersonderbahncardangebot nach Paris, aber Büdingen-Nidda und zurück für stolze 8.-Euro. Nein Tanke.
Und in Amerika kostet der Liter immer noch weniger als bei uns Mineralwasser der Mittelklasse. Da wirkt unsere Diskussion um das bisschen Ökobenzin und seine Auswirkungen auf das weltweite Klima eher peinlich.
Mittwoch, März 09, 2011
E10-Krisengipfel
Eingestellt von
Dietmar
um
11:50 AM
Labels: Gesellschaft, Politik
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