Dienstag, Februar 22, 2011

Guttenberg und kein Ende

Wo finde ich denn den Herrn Guttenberg?
Der ist im Kopierraum. (Quelle Radio FFH)

Nach den Ostfriesen- und Beamtenwitzen demnächst wohl die Guttenberg-Serie. Natürlich darf das sein. Wir haben Presse- und Meinungsfreiheit. Und der Aristokrat Guttenberg hat nun mal Mist gebaut. Keine Frage. Und derartiges gehört in die Öffentlichkeit, muss ab- und aufgearbeitet werden. Zumal gerade Politiker zwingend Vorbildcharakter haben sollten.
Mich beschleicht nur das Gefühl, es geht hier nicht um normale Aufarbeitung. Sondern um politisches Kalkül. Hier wird ein Politiker zur passenden Zeit an den Pranger gestellt, weil es auch politisch für andere Parteien mehr als gelegen kommt. Und weil es Spaß macht, der "herrschenden Klasse" mal wieder eins auszuwischen.
Da kommt der Begriff Werteverfall genau richtig.
Natürlich kann man sagen, der Fisch stinkt vom Kopf her. Das Bild des Politikers ist leider schon lange nicht mehr das des integren, unabhängigen, unbestechlichen und moralisch hochstehenden Volksvertreters.


Doch ist es wirklich die Politik alleine, die für den Werteverfall oder vorsichtiger den Wertewandel unserer Gesellschaft verantwortlich ist? Machen wir es uns damit nicht zu einfach? Und welche Macht hat die Politik denn wirklich noch in einer derart von Geld, Werbung und Konsum geprägten Gesellschaft?
Und machen wir es uns nicht sehr bequem, indem wir alle Verantwortung dem Staat und damit der Politik aufbürden? Verantwortung für die Erziehung unserer Kinder, für die Pflege der dementen Oma,unsere eigene Misere und auch den Werteverfall der Gesellschaft? Ist es legitim, das Finanzamt zu betrügen oder Bestechungsgelder zu nehmen, weil es irgendwann ein Politiker auch mal gemacht hat?

Und was sagt es über die Werte unserer Gesellschaft, wenn ein Politiker, weil er eine schlampig aufgearbeitete Doktorarbeit mit fehlenden Quellenangaben veröffentlicht hat, derart verunglimpft und persönlich angegriffen wird, öffentlich an den Pranger gestellt wird? Würden wir auch einen Nichtpolitiker in dieser Art und Weise bloßstellen. Zeugt dies von hohen moralischen Wertvorstellungen oder ist das Bildzeitungsmentalität?
Wer frei von Fehlern ist, der werfe den ersten Stein.

Ist es nicht so, dass ein Wertewandel zum Besseren (wie auch immer dies aussehen würde) aus der gesellschaftlichen Mitte, von unten, von der breiten Masse ausgehen müsste? In kleinen Schritten aus der Masse der Singles und Kleinfamilien heraus. Und nicht von Oben verordnet. Und dazu gehört dann auch, mal zu schauen, wie es dem Nachbarn geht. Oder dessen Kindern!

Und deswegen bleibe ich dabei. Es ist einfach ( und legitim) einen weit entfernten Politiker zu beschimpfen und zu verunglimpfen, sich der Treibjagd anzuschließen. Das macht richtig Spaß und Schadenfreude und verschafft manchem persönliche Befriedigung. Warum nicht. Damit muss ein im öffentlichen Rampenlicht Stehender leben. Aber wir sollten dabei die Verhältnismäßigkeit wahren und uns auch mal in der näheren Umgebung umschauen.

Aber das ist ein Thema für eine Doktorarbeit. Ich hole mir erstmal einen Ghostwriter, ein paar Plagiate und melde mich dann wieder zurück.

2 Kommentare:

Tobias Kraus hat gesagt…

Guttenberg wurde durch die mediale Aufmerksamkeit die er teils provoziert, teils einfach zu seinen Gunsten gelenkt hat zu dem populären Politiker gemacht der er bis vor kurzem war. Das das nach Hinten losgeht wenn etwas peinliches oder kriminelles herauskommt war ihm auch klar.
Und ich muss sagen, was ich in der letzten Zeit lese wirkt nicht wie eine irrationale Hetzjagd. Man ist schadenfroh - kein Zweifel. Aber die Aufälle kommen meist aus dem Lager seiner Fans. Das ist bezeichnend.

Dietmar hat gesagt…

Es trifft schon zu: Wer hoch steigt, fällt auch tief. Und leider muss man zugeben: das Guttenberg´sche Krisenmanagement war nicht ideal.
Am ärgerlichsten finde ich aber, dass sich mal wieder typisches Politikerverhalten bei allen zeigt. Wie bei HartzIV oder anderen Themen hat der Wähler oft dass Gefühl, es steht weniger das Wohl der Allgemeinheit im Vordergrund als vielmehr die Wahlkampftaktik, das Streben nach Prozenten. Nicht die Problemlösung, sondern wie aus einem Problem maximaler Stimmengewinn gezogen werden kann.

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