Freitag, Juni 12, 2009

Zukunftsvisionen

Prognosen, Statistiken und Vorhersagen. Der immerwährende Traum vom Blick in die Zukunft. Doch "die Krise" hat es ganz deutlich gemacht:
Der Blick in die Kristallkugel zeigt nur, wie es sein könnte, wenn.... und wenn... und wenn nicht.... Wenn dann aber doch, dann....
Und so ist es inzwischen kein Wunder mehr, wenn nach diesem Ausmaß der Finanzkrise so mancher Wirtschaftweise sehr vorsichtig geworden ist mir seinen Vorhersagen. Und mancher gar die Abschaffung der Wirtschaftweisen fordert. Peter Struck z.B.
Und der DIW-Präsident forderte schon mal den Stopp der Prognosen.


Kennen sie Bert Rürup. Einer der Superschlauen, der alles weiß und sich rührend um die Ausweitung der privaten Altersvorsorge im Auftrag der Bundesregierung gekümmert hat. Kein Wunder, dass er nun die Seiten gewechselt hat und richtig Kohle beim Finanzdienstleister AWD macht. So funktioniert Wirtschaft.
Und seine Prognose im März 2008? "Ich rechne in diesem Jahr mit keinen gravierenden Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur"
Egal, seinen Posten als Wirtschaftsweiser hat er ja aufgegeben.


Spiegel online führt noch mehr dieser herausragenden Zukunftprognosen auf.

Ich habe mich ja eh´ schon immer gefragt, wie ein Wirtschaftsweiser das Wirtschaftswachstum für das kommende Jahr vorhersagt. 1,74 % Wachstum und 2.21 % Inflation. Wow. Das muss eine echt abgefahrene Kristallkugel sein, die er da zu Hause stehen hat.
Andererseits ist das ja auch keine Problem. Wenn die Vorhersage nicht stimmt, was soll´s. Dann ist man ja in guter Gesellschaft. Und wenn man nur lange genug wartet, stimmt irgendwann mal eine Prognose und das ist dann ein Grund zum Feiern. Außerdem hat einer ja immer recht. Irgendeiner unter den vielen Experten und den hunderten von Vorhersagen hat doch immer Recht.
Es gibt ja auch noch das Prinzip der selbsterfüllenden Prognose: Wenn alle sagen, es geht bergab und alle verfallen ins Jammern und Wehklagen und sind sich einig, dann geht es auch .... na wohin? Klar bergab, und zwar genau im Winkel von 2,86 Grad und schon haben die Experten wieder Recht.

Außerdem hat man sich in diesen turbulenten Zeiten doch schon an ständige Korrekturen der Vorhersagen gewöhnt. Die Halbwertszeit neuester Wirtschaftshoroskope der Weisen aus dem Westen unterbietet die zeitliche Beschränkung von Wettervorhersagen inzwischen um ein Vielfaches.

Das ist auch inhaltlich wie mit der Wettervorhersage. Man schimpft zwar immer, wenn die ganze Familie mit Regenschirm, Winterjacke und Gummistiefeln dann bei 30 Grad in der prallen Sonne herumspaziert. Trotzdem heisst es vor dem nächsten Ausflug wieder: Schau mal, wie das Wetter Morgen wird.

Vielleicht sollte man generell als Wirtschaftsweiser etwas weniger mit Prozentzahlen umherwerfen, sondern eher Tendenzen versuchen zu erforschen. Schlechter, besser, gleichbleibend. Aber in unserer modernen Gesellschaft müssen es ja immer konkrete Prozentzahlen sein. Wie auch immer man die aus der Kristallkugel herauslesen will.

Da lobe ich mir Formulierungen wie die des Star-Investors Warren Buffett:
"Erst wenn das Wasser zurückgeht, sieht man, wer nackt geschwommen ist. Der Anblick einiger unserer größten Finanzinstitute wird widerlich sein."

Das ist klar und verständlich für jedermann. und in diesem Fall auch eine mal absolut zutreffende Prognose.

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