Langsam wird es kompliziert. Oder besser gesagt noch komplizierter.
In Hessen sollte gem. Frau Ypsilanti, einer meiner Lieblingspolitikerinnen dank ihrer charmanten und wenig arroganten Art, die verkürzte Gymnasialzeit G8 wieder abgeschafft werden. Mir wäre es lieber gewesen, sie wäre erst gar nicht eingeführt worden.
Also G8 meine ich jetzt, nicht die Ypsilanti. Aber da wird der Wähler ja nicht gefragt.
Ich verstehe immer noch nicht, warum auf Biegen und Brechen Schüler ein Jahr früher in die Berufswelt entlassen werden müssen. Da wir demnächst ja alle bis mindestens 70 arbeiten müssen, bleibt doch noch genügend Zeit, sich in der Wirtschaft verdient zu machen. Warum also diese Eile. Wird hier wirklich eine Lebensarbeitszeit von 5o+plus angestrebt?
Aber das soll jetzt hier nicht Thema sein.
Vielmehr die bildungspolitische Baustelle. Da gibt es in Hessen jetzt einen roten Rückzieher und die Schulen erhalten den schwarzen Peter. Die Schulen dürfen demnächst - egal ob Schwarz oder Rot regiert- G8 und G9 wahlweise anbieten. Wie das praktisch vonstatten gehen soll, erscheint mir fraglich. Zumal bei dem bestehenden Lehrermangel. Hoffentlich verliert da nicht mancher Lehrer den Überblick, welchen Stoff er mit welchen Klassen in welcher Zeit durchgehen muss. Trotz der zahllosen Freizeiten und Ausflüge.
Als besonderes Schmankerl will die SPD dann in Hessen auch eine "Schule neuen Typs" einführen. Eine Gemeinschaftsschule bis zur neunten oder zehnten Klasse. Das Ganze auf freiwilliger Basis. Die Schulen entscheiden selber, ob sie sich in diesen neuen Typ Schule umwandeln.
Also: Neben den vielen anderen Schulen gibt dann die herkömmliche Schule, die freiwillige "Schule neuen Typs", die G8er-Schulen, die G9er-Schulen, die gemischten G8er- und G9er-Schulen. Da wird die Auswahl für Kinder und Eltern immer schwieriger.
Aber Frau Schavan setzt noch eins oben drauf. Sie befürwortet auf dem Bildungsgipfel in bestimmten Fächern Klassen nach Geschlecht getrennt.
Lassen wir mal beiseite, ob das ein Rückfall in finstere mittelalterliche Zeiten wäre.
Stellen wir uns das mal in der praktischen Durchführung in der Oberstufe vor.
Es gibt dann vielleicht:
......G8er gemischte Klassen
......G8er Jungen Klassen
......G8er Mädchen Klassen
......G9er gemischte Klassen
......G9er Jungen Klassen
......G9er Mädchen Klassen
Und zwar in einer Schule. Das ist dann ein ziemliches hin- und her. Wer soll das organisieren? Das stelle ich mir irgendwie lustig vor, Frau Schavan.
Vielleicht könnte man noch trennen in evangelisch und katholisch.
Und in mit oder ohne Kopftuch.
Ich bin ja ansonsten ein Befürworter der Artenvielfalt. Aber macht es Sinn, ein Bildungssystem immer mehr zu zersplittern? Da bin ich mir nicht sicher.
Jedes Bundesland kocht sein eigens Süppchen, bayrische Schüler gehen in hessische Schulen, weil es ihnen dort besser gefällt.
Und auch jede einzelne Schule entscheidet nun selber, ob G8, G9, ob neuen oder alten Typs? Ob getrennte Mädchen- und Jungen-Klassen?
Je länger die Diskussion dauert, desto fruchtloser erscheint mir die Debatte um das deutsche Bildungssystem. Dabei finde ich es eigentlich gar nicht so schlecht.
Und es wäre schon viel geholfen, endlich ausreichend Lehrer einzustellen, die Klassen zu verkleinern und endlich unsere Gesellschaft vom Wahn zu kurieren, es dürfte nur noch studierte Leute geben.
So wie in den obersten Etagen der Landesbanken. Und was diese Studierten anrichten können, sehen wir ja zur Zeit. Da wäre vielleicht in manchem Landesbankenvorstand ein mit gutem Menschenverstand ausgestatteter Hauptschüler angebrachter gewesen.
Seltsamerweise fehlt es hier am Geld. Obwohl Bildung für Deutschland was für die Saudis das Öl. Wenn die Quelle versiegt, geht das Land den Bach runter.
Doch was in Zeiten einer Bankenkrise möglich ist, kurzfristige, gebündelte Aktionen und der Einsatz gewaltiger Gelder, ist im Bildungswesen scheinbar nicht möglich. Hier wird gestritten, gerauft, ausprobiert und über fehlendes Geld gejammert.
Die Banken werden gerettet, unser Bildungssystem wird geopfert.
Mittwoch, Oktober 22, 2008
Schavan: Neues Sortiersystem
Eingestellt von Dietmar um 12:21 PM
Labels: Einsichten und Ansichten, Politik
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