Samstag, April 19, 2008

Saufen für den Regenwald


Jawohl, so ist das richtig.
Saufen ist gesund, fördert das gesellige Miteinander und ist ein absolutes Muss für jeden, der up to date sein will. Wer nicht säuft, ist gesellschaftlich nicht akzeptiert, boykottiert den Umweltschutz und wird unter den gravierenden Folgen wie Missachtung, Gruppenverstoß und Ausschluss vom Spaß leiden.

Warum sonst wird in jeder Fernsehsendung Kampftrinken vorgelebt.
In den unteren Gesellschaftsschichten das Bier, in der Mittelklasse der Rotwein und darüber der Schampus oder der 50 jährige Whisky - gerührt oder geschüttelt oder schwenkt man den nur. Keine Ahnung.
Zigarette bei James Bond muss nicht sein. Aber James Bond als Multivitaminsaft schlürfender Ökofuzzi - gruselige Vorstellung.

Und bei Biolek läuft ja auch das Kochen nicht ohne. Vorher ´nen schönen Weißen, den Rest in die Soße und hinterher ´nen schönen Roten. Gerne auch mal umgekehrt.
Auf seiner Homepage verkündet er ja denn auch zutiefst betroffen: In Deutschland ist Wein zum Essen immer noch keine Selbstverständlichkeit. Echt traurig. Da kommen mir als Cola-Süchtigem die Tränen.
Und dabei kann man doch schon Kinder so einfach ans Gute gewöhnen. Zum Nachtisch Weinschaumcreme, den Sonntagsbraten mit Burgunder abgeschmeckt und Abends Weingummis zum eingewöhnen.
Mal mit Ikea gesagt: Ja kocht der noch oder säuft der schon?

Und jetzt Kampftrinken für den Krombacher Regenwald. Ab 2,35 Promille rettet da jeder einzelne ganze Fußballfelder im brasilianischen Urwald. Wer da nicht zugreift, hat das mit dem Ozonloch und der Klimakatastrophe noch nicht verinnerlicht. Also Prost für die Umwelt. Aber anschließend bitte nicht an die Bäume pinkeln. Sonst gehen die mühsam und unter letztem körperlichen Einsatz geretteten Bäume gleich wieder ein.

Mal alternativ. Rauchen für lungenkrebskranke Straßenkinder in Rio. Für 100 Schachteln Zigaretten ein Heimplatz für ein Jahr gesponsert von der Zigarettenindustrie. Inclusive Vollverpflegung und einem Päckchen Marlboro light täglich.
Oder pro Päckchen einen Cent an die freiwillige Feuerwehr. Und wer noch mehr für die Truppe tun will, wirft die Zigarette sommertags einfach ins Gras. So einfach kann Sponsoring sein.

Was wird da in unserer Gesellschaft ein Theater um die Zigarette gemacht. Bis hin zum Vorschlag, aus alten Schwarz-Weiß-Filmen die Zigaretten-Szenen raus zu schneiden.
Humphrey Bogart ohne Glimmstängel - nein danke.

Aber beim Alkohol hört die Vernunft dann auf. Da scheint die Lobby mehr Macht zu haben. Und schließlich schmeckt der Kuchen oder der Keks doch besser mit nem Schuss Hochprozentigem. Und wenn man damit hier und da einen trockenen Alkoholiker wieder ins volle Leben zurückholt, um so besser - für die Industrie.

Ganz ehrlich, unter uns gesagt. Also mir persönlich ist ein rauchender Asthmakranker allemal sympathischer wie ein besoffener Autofahrer, der mir freundlich winkend entgegenkommt.

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