Dienstag, Dezember 25, 2007

Weihnachtsgottesdienst in Büdingen


Ein heikles Thema und ich versuche es mit dem nötigen Respekt. Es gibt ja auch in unserer freien Gesellschaft Themen, bei denen man sich seltsamerweise mit der Wahrheit ganz schnell Feinde machen kann. Auch wenn es eigentlich gut gemeinte Kritik sein soll. Nachbarn, Ostfriesen und Beamte - alles kein Problem. Aber die Kirche ....

Obwohl vielleicht gerade die Kirche etwas weltoffener werden und auf ihre Gemeindemitglieder zugehen sollte, statt zu warten, bis diese in die Kirche kommen.

Haben wir doch inzwischen eine Feiertags- und Krisenkirche!
D.h. Ostern, Weihnachten und bei weltbewegenden Ereignissen sind unsere Kirchen gut gefüllt. Doch an den anderen Tagen fehlt es vor allem an jungem Publikum. Das liegt jetzt sicherlich nicht nur an der Kirche. Es war ja schon immer so, dass der Glauben besonders in Kriegs- und Krisenzeiten besonders ausgeprägt ist. Während unsere Gesellschaft dann in guten Zeiten weniger göttliche Hilfe benötigt.

Es könnte aber auch an wenig motivierenden Gottesdiensten liegen wie denen am ersten Weihnachtsfeiertag in Büdingen.

Ich möchte es hier vorab ganz deutlich sagen:
Dem Tiefgläubigen wird es vielleicht nicht so wichtig sein, aber den Vielen, die heutzutage nur noch gelegentlich in die Kirche gehen oder den Kindern, die nur ihren Eltern zuliebe die Kirche betreten, könnten die nachfolgenden Punkte wichtig erscheinen.
Und meiner Meinung nach sollte die Kirche oder besser der Pfarrer vor Ort vor allem und unbedingt auf die Gemeindemitglieder eingehen, deren Glauben nicht so stark ist, die eben zu jenen "Feiertagsgläubigen" gehören.
Wenn es der Kirche nicht gelingt, die heutige Jugend zum christlichen Glauben zu motivieren, müssen in Zukunft wahrscheinlich noch mehr Gemeinden ihre Pfarreien schließen. Dann wird auch die Kirche globalisiert, zentriert und immer anonymer. Und das wäre eigentlich schade, denn die Kirche ist doch, unabhängig vom Glauben, immer noch Symbol für Menschlichkeit und soziales Miteinander in unserer Gesellschaft.

Doch nun zum Gottesdienst.
Zunächst war es erstaunlich, wie Wenige überhaupt an diesem Gottesdienst teilnahmen. So kam während der Kollekte Bewegung in die Gemeinschaft, weil der Korb über weite Entfernung zum Nächsten gebracht werden musste.

Der erste Eindruck beim Betreten der Kirche war aber eher angenehm. Nicht nur am Altar, sondern auch an den Bänken aufgestellte Kerzen sorgten für eine angenehme, wohltuende Atmosphäre. Eben weihnachtliche, besinnliche Stimmung.
Sehr schade, dass die kurz darauf einsetzende Deckenbeleuchtung sowie die mit Wucht und Getöse spielende Orgel vieles von dieser weihnachtlichen Stimmung wieder wegnahmen.
Auch wäre es doch schön gewesen, wenn die aufgestellten Weihnachtsbäume neben den schlichten, nur bis zur Mitte reichenden Lämpchen etwas weihnachtlichen Schmuck getragen hätten. So sahen die aufgestellten Weihnachtsbäume eher karg und spärlich aus.
Fairerweise soll auch hier gesagt werden. Auf den zweiten Blick war z.B. die aufgestellte Krippe durchaus schön. Aber die sieht man von den meisten Bänken aus nicht. Und vielleicht fallen die ungeschmückten Bäume den Wenigsten auf, sicher aber den Kindern, die Kirche ja mit anderen Augen sehen.

Und die sicherlich, wie die Erwachsenen auch, unangenehm eiskalte Füße hatten an diesem ersten Weihnachtsfeiertag. Natürlich muss auch die Kirche sparen, noch wichtiger ist es aber eine Gemeinde zu aktivieren und die Gemeindemitglieder zu motivieren. Dann kann die Gemeinde es sich auch erlauben, zumindest an den Feiertagen die Kirche zu heizen.

Der Ablauf des Gottesdienstes selbst ist ja in weiten Teilen immer gleich und festgelegt. Und wenn ein Pfarrer eher wie früher alle Texte in dem üblichen, kirchlichen Sprachgesang vorführt, mag das für Jugendliche ja merkwürdig klingen, aber gut. Weniger gut, wenn die Predigt hinterher den Eindruck hinterlässt: Was sollte diese eigentlich aussagen?

Thema war die Fleischwerdung. Klingt, da hat der Pfarrer Recht, irgendwie brutal.
Da verstehe ich jetzt nicht, weshalb die Predigt dieses Thema eben nicht verständlicher und feinfühliger, eben weniger brutal aufgearbeitet hat.
Oder war das Absicht? Da war ständig von Fleisch, Blut, der Inkarnation des Fleisches, Verfallsdatum, verdorbenem Fleisch, blutendem Herz und noch Mal Fleisch die Rede.
Die mir dabei durch den Kopf gehenden Gedanken nach dem üppigen Weihnachtsmahl spreche ich mit Rücksicht auf die Leser hier nicht aus.
Und abgesehen vom Fleisch fand sich in der Predigt leider keinerlei Bezug zum Weihnachtsfest oder zu aktuellen Themen. Obwohl es doch gerade in der Weihnachtszeit sehr viele Möglichkeiten gibt.
Auch sehr schade. Denn vor allem dieser Teil des Gottesdienstes bietet doch neben den unabänderlichen Lesungen die Möglichkeit, aktuelle Themen aufzugreifen. Die Gemeinde, die Jugendlichen direkt anzusprechen und zu zeigen: Kirche ist eben mehr als nur Fleischwerdung. Dies ist meiner Meinung nach zumindest am ersten Weihnachtsfeiertag nicht gelungen.
Glücklicherweise waren ja nicht viele Kinder und Jugendliche Zeuge dieser blutigen Predigt. Und vielleicht war diese Predigt ja eine Ausnahme und das Thema eben schwierig. Das ist zu hoffen.

Sehr schnell leer wurde die Kirche dann auch nach Ende des Gottesdienstes.
Da die Außentüren noch vor Ende des Gottesdienstes geöffnet wurden, war wohl jeder froh, möglichst schnell an den heimischen Kamin zurückzukehren.
Um wieder warme Füße zu kriegen und dort bei Kerzenschein die weihnachtliche Zeit der Besinnung zu genießen.

Warum die Kirche in Büdingen so leer war weiß ich nicht, aber es soll Gemeinden geben, in denen es anders ist. Vielleicht hat der neue Pfarrer, der erst seit kurzem in Büdingen tätig ist, ein schweres Amt übernommen.
Ich wünsche ihm, dass es gelingt, die Gemeinde und die Jugend zu motivieren.
Dies wird meiner Meinung nach vor allem dann gelingen, wenn er nicht nur zu Gott spricht, sondern eben vor allem zu seiner Gemeinde.

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