Dienstag, September 20, 2011

Berufsbild Nachhilfelehrer

Es ändert sich ja vieles in unserer Zeit.
So schnell, dass man kaum noch mitkommt.Auch die Berufsbilder.
Aus der Putzfrau wird die Desinfektionfachangestellte, aus dem Aerobic-Trainer der geprüfte Bachelor Of Wellness And Physical Health und der Investmentbanker heißt jetzt... Gut, wir wollen jetzt hier nicht ausfallend werden.
Und natürlich verändern sich auch die Erwartungen an den Träger eines stolzen Titels. Was z.B. verbinden sie denn mit dem Betreuer eines Schülerhilfebüros? Dem Master Of Educationel Teenage Learning oder wie das Neudeutsch jetzt heißen wird. Klar: Fachkompetenz. Soziale Kompetenz. Psychologische Kompetenz. Teamkompetenz. Ein unbelastetes Führungszeugnis. Eben alles was wir Eltern von einem modernen Kompetenzzentrum Nachhilfe so erwarten. Aber halt: Etwas fehlt. Etwas ganz entscheidendes. So erneut nachzulesen dieser Tage in einer Anzeige der Schülerhilfe im Büdinger Kreisanzeiger. Etwas für den Lernerfolg unverzichtbares und doch so unerwartet.
Verkaufstalent!!!!!!!
Sie lesen richtig. Verkaufstalent als wesentliche und hervorstechende Grundvoraussetzung eines Mitarbeiters der Schülerhilfe. Ganz humorlos, keine Satire. Verkaufstalent fordert die Schülerhilfe. Finde ich gut. Wenn unseren Kindern auch etwas fürs spätere Leben mitgegeben wird.
Verkaufstalent! Das kann man in unserer Konsumgesellschaft ja nie genug haben.Egal ob man jetzt später Autos, Pflegeverträge, Handyflatrates oder Investmentfonds an eben in Frührente gegangene 70jährige verkauft.

Andererseits: So im Nachhinein. Klingt doch irgendwie auf den zweiten Blick seltsam. Muss ich mir Gedanken machen, dass mein Junior nicht nur mit geballtem Wissen sondern auch einem Handyvertrag, einer ADAC-Junior-Mitgliedschaft und einer Junior-Kredit-Card nach Hause kommt? Oder einem 5jahresvertrag premium für euren Verein. Arbeiten die Betreuer der Schülerhilfe jetzt auf Provisionsbasis wie die Drückerkolonnen? Wenn so ein Teenie einem ausgebufften Nachhilfelehrer-Verkaufstalent in die Hände fällt, kann das gravierende Folgen für dessen Psyche haben. Und für die elterlichen Nerven.

Liebe Schülerhilfe: Das ist irgendwie erklärungsbedürftig. Ihr seid doch keine Business School of Konsumers Teaching, irgendeine Schmiede für spätere Verkaufsprofis oder gar ein Franchising Profitcenter für beliebige Sellingorganisationen. Ihr sollt mit den Kindern Hausaufgaben machen und ihnen das kleine Einmaleins beibringen. Mehr nicht. Und ihnen auch nicht haufenweise Nachhilfestunden verkaufen. Pfeiff´ doch auf das Verkaufstalent, wenn ein Lehrer dem pubertierendem Teenie erfolgreich beibringen kann, wie er die funktionale Nullstelle berechnen kann. Oder?

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