Donnerstag, November 11, 2010

WSDP Wir-Sind-Dagegen-Partei

So was gefällt. Wenn Politiker sich unters Volk mischen, Bürgernähe demonstrieren. Demonstrieren ganz wörtlich. So mit Erbsensuppe, Kaffee aus der Thermoskanne und lässig untergelegten Wärmefolien. Schließlich ist so eine Eisenbahnschiene nahe Gorleben keine Saunabank.
Auch die Linken zeigen in Castorzeiten gerne Flagge, Gysi fährt werbewirksam mit dem Traktor voran und ballt die Faust. Natürlich standesgemäß im Audi A8 samt Chauffeur angereist, den dann die Polizei bewachen durfte.
Doch vor allem die Grünen nutzen die Stunde der Gunst.


Claudia Grün, äh Roth im dicken Parka inmitten zukünftiger Grünwähler. Das ist Abenteuerromantik im besten 68er-Stil. Wobei die Zeiten vorbei sein dürften, in denen Grüne Politiker im Klappfahrrad zur Demo fahren. Jedenfalls: eine bessere und preisgünstigere Promotiontour kann man sich nicht wünschen. Schließlich zahlt der Steuerzahler die 50Mio für den Polizeieinsatz. Da strahlt die Claudia im wahrsten Sinn des Wortes neben dem Castorbehälter. Das ist wie Seehofer oder ehemals Stoiber auf dem Oktoberfest. Unter Gleichgesinnten leben Politiker richtig auf.

„Wir sind dagegen!“ Klasse. So ein eindeutiges Statement ist bei Politikern ja selten.
Wobei dagegen sein ja immer einfach ist. Schwieriger wird es ja schon, wenn man als Politiker/in sagen soll, wofür man eigentlich ist?
Klar, die Grünen sind gegen atomaren Abfall. Prima Wahlkampfspruch. Aber wenn der Abfall nun schon mal da ist? Was nutzt es dann, sich noch dagegen auszusprechen? Gorleben nein danke! OK: Und wohin nun mit dem atomaren Schrott? Tja, dass weiß die Claudia leider auch nicht. Und die paar Jahre Laufzeitverlängerung! Mal ehrlich liebe Grüne. Frankreich,China,Russland,die ganze Welt baut neue Atomkraftwerke. Demnächst ohne Deutsche Beteiligung und Sicherheitsstandards. Und wenn dann im Iran so ein Ding explodiert, kann die Claudia an der Deutschen Grenze mit dem Schild „Atomfreie Zone, unberechtigtes Betreten verboten“ zwar winken. Aber ob das hilft?

Was mir gerade noch so einfällt. Politiker betonen in diesen Zeiten ja gerne mal, das Lösungen global gefunden werden müssen. Wie z.B. bei der Bankenkrise oder der Eurogurkenkrümmungsnorm. Alleingänge würden da nichts bringen. Andere sagen wiederum, einer müsse mutig die Vorreiterrolle spielen, damit sich etwas bewege. Also schließen wir die Deutschen Kernkraftwerke, beziehen den Atomstrom aus Frankreich oder demnächst Iran und zwar solange, bis in jedem Deutschen Vorgarten ein Windrad steht. Das kann natürlich dauern, nicht jeder Bürger hat geschätzte 1,3 Mio dafür übrig, da kann sich so eine Investition langfristig noch so toll rechnen.

Jedenfalls: Dagegensein kommt immer gut. Auch wenn man Gysi so in vielen Talkshows erlebt. Die Linken sind dagegen und dagegen. Und die Grünen sind dagegen und dagegen. Und wofür sind sie?
Ja nun: Natürlich für eine bessere, sozialere, grünere, linkere und gerechtere Welt. Für ein besseres Gesundheitssystem. Und natürlich Weltfrieden. Prima. Wer nicht? Konkreter wird es aber nicht.

Die Grünen waren doch auch mal vor nicht langer Zeit in der Regierungsverantwortung. Warum wurde denn eigentlich zu dieser Zeit das Problem Atommüll nicht angepackt? Aber da hätte man natürlich sagen müssen, wofür man ist. Und es ist doch viel einfacher, abzuwarten. Bis man wieder in der Opposition ist und wieder dagegen sein kann.

Das ist eigentlich wie bei Sarrazin. Der ist auch dagegen und zählt Missstände auf und überhaupt.
Und hinterlässt dann ein einen riesigen Problemberg und ein geistiges Vakuum.
Alle kennen nun die Probleme, keiner hat eine Lösung parat und alle sind irgendwie dagegen.
Wofür man wirklich ganz konkret sein sollte, weiß man ja nicht. Wogegen allerdings manchmal auch nicht.
Also ich bin auch gegen Atommüll, Atomkraftwerke und radikal-Islamistische-Versammlungsräume im Umkreis meines Wohnortes von mindestens 100km.
Ansonsten bin ich jetzt etwas verwirrt. Was wollte ich jetzt eigentlich sagen? Und wofür und wogegen bin ich eigentlich noch?
Egal. Wenn unsere gutbezahlten Politiker das noch nicht mal ganz konkret wissen, dann muss ich als Normalbürger das erst recht nicht wissen.

1 Kommentar:

Silke hat gesagt…

Da Politiker auch nur ganz normale Bürger sind, kannst du dann aber auch von ihnen nicht mehr erwarten, als von dir ;)

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